In Deutschland droht ihm Ärger: Martin Sellner, Ex-Chef der Identitären.
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Wenn Identitäre das Dach des Palais Epstein, das zum Parlament gehört, kapern und Massenvertreibungen fordern, scheint das die Politik kaum zu interessieren. Das suggeriert der Mangel an Reaktionen zu dem, was am Rande einer Großdemonstration gegen rechts am Freitag geschah. Welche Pressekonferenzen wohl gehalten würden, wenn nicht Rechtsextreme, sondern Islamisten oder "Klimakleber" das Hohe Haus so missbraucht hätten?

Während ihr Ex-Chef, Martin Sellner, in Deutschland nach einer Rede, in der er seine rechtsextremen Ansichten teilte, zur verdeckten Fahndung ausgeschrieben ist, agieren die Identitären hierzulande seit Jahren ohne spürbare Konsequenzen.

Egal ob Personen aus ihrem Umfeld Asylheime mit Molotowcocktails bewerfen, Eingänge von Buchläden mit LGBTIQ-feindlichen Slogans "zumauern" oder eben das Parlament verhunzen: Die Identitären können nach wie vor ihr Unwesen treiben. Mehr noch, jene Partei, die laut Umfragen womöglich bald den Kanzler stellen wird – die FPÖ –, spendierte ihnen in der Steiermark ein Sommerfest. Und die Regierung? Die scheint sich an die Umtriebe gewöhnt zu haben.

Das mag daran liegen, dass Deutschland mehr tun kann, da Sellner ausländischer Staatsbürger ist. Aber es entschuldigt den Mangel an Widerspruch nicht, denn der weckt den Eindruck, dass der Wahnsinn längst zur Normalität geworden ist. (Muzayen Al-Youssef, 29.1.2024)