Der Opernball ist Staatsball, Society-Event, Künstlerball, Höhepunkt der Ballsaison, Symbol für Ungleichheit und Tradition. Am Donnerstag geht die 66. Ausgabe über die Bühne. Was es dazu zu wissen gibt.

Fünf Türkise und eine Grüne

Auf ihn müssen alle warten: Erst wenn Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Mittelloge betritt und die Fanfare erklingt, kann es losgehen – laut Plan um 22 Uhr. Begleiten werden ihn seine Frau und der montenegrinische Präsident Jakov Milatović.

Nicht schlecht vertreten ist die ÖVP-Regierungsriege. Neben Kanzler Karl Nehammer, der erstmals seine Frau mitnehmen wird, haben sich vier von neun türkisen Ministerinnen und Ministern samt Gästen angekündigt: Karoline Edtstadler, Martin Kocher, Susanne Raab und Alexander Schallenberg. Die Grünen machen sich wie bereits 2023 rar: Sie schicken Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Polit-Schaulaufen beim Opernball 2023: Europaministerin Karoline Edtstadler, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, das First Couple Doris Schmidauer und Alexander Van der Bellen sowie Bundeskanzler Karl Nehammer.
Regine Hendrich

Eintritt bezahlen müssen der Präsident und die Regierungsmitglieder nicht: Die Staatsoper stellt ihnen je zwei Ehrenkarten zur Verfügung, Van der Bellen bekommt obendrauf die Loge. Ehrenkarten erhalten auch der Nationalratspräsident und der Wiener Bürgermeister. Personenschützer bekommen Dienstkarten. Alles andere wird bezahlt, 2023 machte der Ballbesuch der Regierung rund 90.000 Euro aus.

Ein neuer Name für Presley

Richard Lugner kann sich das Umlernen sparen. Denn seine diesjährige Opernballbegleiterin Priscilla Presley ist tolerant. "Pris-killa" gefalle ihr, sagte die 78-jährige Schauspielerin am Mittwoch, angesprochen auf des Baumeisters sehr individuelle Aussprache: "Ich habe jetzt einen neuen Namen."

Video: Richard Lugner präsentierte Opernball-Stargast Priscilla Presley
APA

Überhaupt gab sich die am Montag in Wien gelandete Schauspielerin und Ex-Gattin von Elvis Presley bisher äußert pflegeleicht: In der Lugner City beantwortete sie bereitwillig Fragen von Journalisten und Redakteurinnen, schrieb Autogramme, schwärmte über Wien und ihren Gastgeber. Der war da schon ein wenig ausgepowert ob des Sightseeing- und Tatendrangs der 78-Jährigen: "Ob die Priscilla den Lugner aushält, schreiben die Zeitungen. Es ist umgekehrt: Ich halt die Priscilla nicht aus", scherzte der 91-Jährige.

Um in der Oper einen Walzer mit Presley hinlegen zu können, hat Lugner extra Tanzstunden genommen. Presley legt offensichtlich weniger Wert auf Vorbereitung: Sie wisse noch nicht so viel über den Ball und werde einfach "mit dem Flow gehen".

288 Walzerprofis – mit 144 Tiaras

Die Dinge schwarz-weiß zu sehen ist beim Opernball explizit gewollt. Dies ermöglichen 144 Paare, die das Eröffnungskomitee bilden und zur Fächerpolonaise eine Choreografie mit den typischen Farbwechseln aufführen.

Für sie ist das ein wahrhaft einmaliges Erlebnis: Den Opernball darf man kein zweites Mal eröffnen. Weitere Voraussetzung: ein Mindestalter von 18 Jahren. Die Altersobergrenze beträgt 25 Jahre für Frauen und 28 für Männer. Beide müssen "sehr gut" Linkswalzer können.

144 Paare eröffnen den Opernball, 16 sitzen auf der Reservebank. Seit den 1950er-Jahren bekommen die Damen Tiaras, das diesjährige Modell soll an österreichischen Kaiserschmuck erinnern.
APA/GEORG HOCHMUTH

Ein großes Brimborium wird alljährlich um den Kopfschmuck der Debütantinnen veranstaltet: Sie ziert bei jedem Opernball ein neues Tiara-Modell, das von Swarovski gefertigt wird. In der Vergangenheit entwarfen bekannte Namen wie Karl Lagerfeld oder Donatella Versace den halbkreisförmigen Schmuck, seit 2023 wird das intern erledigt.

Das diesjährige Design soll an österreichischen Kaiserschmuck erinnern, 233 klare Kristalle wurden verarbeitet. Für die Debütantinnen sind die Tiaras ein wertvolles Andenken: Sie dürfen sie nach dem Ball mit nach Hause nehmen.

651 Blütenobjekte – in kräftigem Pink

Rosen, Ranunkeln, Wicken und Anthurien hüllen die Oper heuer in ihr florales Kleid. Wer mit diesen botanischen Begriffen nichts anfangen kann, der stelle sich einfach Blüten in Pink mit Rosa-, Violett- und Pfirsichschattierungen vor. Sehr viele Blüten: Insgesamt 480 Gestecke und 171 Arrangements wurden platziert.

Kräftiges Pink in diversen Schattierungen und Formen: Am Dienstag wurde der Blumenschmuck angeliefert.
APA/ROLAND SCHLAGER

Farblich kräftig ist der Schmuck also diesmal – und damit ein deutlicher Kontrast zum Vorjahr, als Grün-, Creme- und Weißtöne überwogen.

Neben den Gestecken und Arrangements mussten in den vergangenen Tagen viele andere Elemente in der Oper montiert werden. Dienstagfrüh begannen um die 500 Arbeiterinnen und Arbeiter, das Parkett aufzubauen: Nach der Demontage der Sessel im Zuschauerraum wurden dort 170 Platten verlegt.

Damit der Zuschauerraum der Staatsoper zum Tanzboden wird, müssen erst die Sessel abgebaut werden. Dann wird ein Gerüst errichtet, auf dem dann 170 Parkettplatten verlegt werden.
APA/ROLAND SCHLAGER

Aufgestellt wurden auch die Bühnenlogen: Diese sind im Unterschied zu den 24.500 Euro teuren Ranglogen nicht fix verbaut – und mit Preisen ab 14.000 Euro die etwas "günstigere" Alternative. Um rechtzeitig all das Material für den Ball in die Oper zu schaffen, brauchte es 80 Transportfahrten mit dem Tieflader.

385 Euro pro Ticket, Protest vor der Türe

Fast schon ein Volkssport ist das Staunen über die Preise beim Opernball. Daher in Kürze die wichtigsten Hard Facts: Die Eintrittskarten der rund 5.000 Gäste kosten je 385 Euro. Auch die Debütantinnen und Debütanten brauchen Tickets: Sie sind die einzige Gruppe, die einen Rabatt erhalten und nur 130 Euro bezahlen. Das Paar Würstel schlägt mit 16 Euro zu Buche, weißer Spritzer kostet 14,50 Euro, ein Glas Champagner 39 Euro.

Wegen dieser Summen gilt der Opernball als Symbol für die Ungleichheit in der Gesellschaft – besonders angesichts der aktuellen Krisen. Um derartiger Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen, werden seit dem Vorjahr 35 Euro pro Karte und zehn Prozent der Gastro-Umsätze für karitative Zwecke gespendet.

Kritikerinnen und Kritiker hält das nicht davon ab, die 2023 wiederbelebten Anti-Opernball-Proteste auch heuer fortzuführen: Beim Würstelstand vor der Albertina ist eine Kundgebung geplant, und auf Betreiben der Kommunistischen Jugend zieht ab 19.45 Uhr ein Protestzug von der Gumpendorfer Straße zum Schillerplatz. Das bringt dort Einschränkungen für den Verkehr, genau wie der Ball selbst am Ring: Dieser ist von 19 bis 23 Uhr zwischen Johannesgasse und Oper gesperrt. Die Bim- und Buslinien D, 1, 2, 71 und 59A werden ab ca. 19 Uhr umgeleitet oder kurzgeführt, der 2A stellt seinen Betrieb ein. (Stefanie Rachbauer, 8.2.2024)