Um die selbstgesteckten Ziele bei der Reduktion des Autoverkehrs zu erreichen, muss die Stadt Wien den Umstieg aufs Rad deutlich attraktivieren. Der Großteil des zur Verfügung stehenden öffentlichen Straßenraums ist aber weiterhin dem Auto gewidmet.
APA / TOBIAS STEINMAURER

Wien – Der Ausbau der Radwege in Wien schreitet voran – wenn auch nicht so schnell und umfangreich, wie es sich viele Radlerinnen und Radler wünschen würden. Zwar wird dem Autoverkehr weiterhin der Großteil des zur Verfügung stehenden öffentlichen Straßenraums mit Fahrspuren und Parkplätzen zugestanden. Bei neuen Umbauprojekten einzelner Straßenzüge wird dem Thema Rad aber zumindest etwas mehr Platz eingeräumt. Das ist auch notwendig, um den Radverkehr zu attraktivieren. Denn nur so lassen sich selbstgesteckte Klimaziele der Stadt Wien auch erreichen: Immerhin soll der Anteil des Autoverkehrs in den kommenden Jahren deutlich zurückgedrängt werden.

Prestigeprojekte wie der Umbau der Praterstraße oder die Neugestaltung der Argentinierstraße sehen deutlich mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger auf Kosten der Infrastruktur für Autos vor: Der 4,5 Meter breite Zwei-Richtungs-Radweg in der Praterstraße ist bereits eröffnet, bis zum Sommer soll auch der stadteinwärts führende Ein-Richtungs-Radweg wieder befahrbar sein. Dazu kommt die Pflanzung von rund 50 Bäumen. Der Umbau der Argentinierstraße hin zur Fahrradstraße soll bis zum Herbst 2024 abgeschlossen sein.

In den vergangenen zwei Jahren hat Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) aber auch größere Rad-Projekte in den Außenbezirken Donaustadt und Favoriten angekündigt, von denen sich einige Vorhaben aktuell noch in Umsetzung befinden. Offen ist etwa noch die Neugestaltung zwischen Donauzentrum und Kagraner Platz im 22. Bezirk: Hier sollen ein breiter Zwei-Richtungs-Radweg sowie neue Grünflächen bis Sommer 2025 realisiert werden.

Neue Projekte für Floridsdorf

Am Montag präsentierte Sima ein Ausbauprogramm für die nächsten Jahre für den Flächenbezirk Floridsdorf: Hier bestehe "echter Nachholbedarf in Sachen zeitgemäße Radinfrastruktur", räumte die Stadträtin ein. 13 Rad-Projekte wurden für die Jahre 2024 und 2025 vorgestellt: So erhält die Floridsdorfer Hauptstraße zwischen Am Spitz und Matthäus-Jiszda-Straße einen neuen Zwei-Richtungs-Radweg statt der bisherigen schmalen Ein-Richtungs-Radwege. In diesem Bereich sollen auch 50 neue Bäume gepflanzt werden.

Floridsdorfer Hauptstraße Radweg, Floridsdorf, Wien
Die Floridsdorfer Hauptstraße erhält einen Zwei-Richtungs-Radweg statt der bisherigen schmalen Ein-Richtungs-Radwege.
Mobilitätsagentur Zoom VP

Auf der Prager Straße zwischen Floridsdorfer Hauptstraße und Höhe Nordbrücke wird der bisherige Radfahrstreifen ebenfalls durch einen Zwei-Richtungs-Radweg ersetzt. Hier sind 20 neue Bäume sowie Grünflächen und mehr Radabstellanlagen geplant. Auch die Gehsteige in diesem Bereich werden verbreitert, es gibt künftig zudem mehr Platz für Schanigärten.

Prager Straße, Radweg, Floridsdorf, Wien
So stellt sich die Stadt Wien in Renderings die Umgestaltung der Prager Straße vor.
Mobilitätsagentur Zoom VP

Bei der Scheydgasse sind ein neuer Zwei-Richtungs-Radweg (von Lohnergasse bis Autokaderstraße) sowie ein Geh- und Radweg (von Autokaderstraße bis Marksteinergasse) geplant. Damit wird die Radverbindung in Richtung Neue Donau attraktiviert. Die Autokaderstraße soll dann 2025 einen baulich getrennten Radweg erhalten – "als Verbindung zum Marchfeldkanal", wie es am Montag hieß.

Bereits seit dem Jahr 2022 war bekannt, dass ein durchgängiger Radweg zwischen Marchfeldkanal und Alter Donau geplant ist. Die Umsetzung war aber noch offen. Am Montag gaben Sima und der Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) Details zu einem Detailprojekt bekannt: So soll die durchgängige Radverbindung auf der Trasse der ehemaligen Bundesstraße HB232 ab dem Jahr 2025 gebaut werden. Der Mehrzweckstreifen bei der Richard-Neutra-Gasse wird zudem durch einen Zwei-Richtungs-Radweg ersetzt.

Entlang der Leopoldauer Straße soll ein beidseitiger Ein-Richtungs-Radweg über eine Länge von 1,25 Kilometern entstehen. Der Abschnitt Angerer Straße bis Angyalföldstraße ist bis 2025 geplant, der weiterführende Abschnitt bis Heinrich-von-Buol-Gasse dann 2026.

Grüne mit Lob und Kritik, FPÖ nur mit Tadel

Für die Brünner Straße, konkret für den Abschnitt zwischen Am Spitz und Katsushikastraße, ist laut der rot-pinken Stadtregierung ebenfalls eine "neue Radinfrastruktur" geplant: Diese ist demnach aber erst ab dem Jahr 2026 spruchreif. Das kritisierten wiederum die Wiener Grünen: Demnach habe die damalige grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou bereits 2017 Pläne für den Radweg auf der Brünner Straße vorgelegt. "Seitdem liegen diese in der berühmten Schublade", kritisierte Mobilitätssprecherin Heidi Sequenz. Der geplante Radweg auf der Prager Straße wurde positiv beurteilt, allerdings sei der geplante Zwei-Richtungs-Radweg mit 2,60 Metern "viel zu schmal". Die Grünen würden sich einen Vier-Meter-Radweg wie auf der Wagramer Straße wünschen.

Die Freiheitlichen befürchten mit dem Radwege-Ausbauprogramm in Floridsdorf auch weniger Stellplätze im Bezirk. "Die nächste Parkplatzvernichtung ist somit beschlossene Sache. Einen Mehrwert für die Bürger und die Wirtschaftstreibenden im Bezirk schließe ich aus", sagte der blaue Bezirksparteichef Wolfgang Irschik. In einer aktuellen Aussendung des freiheitlichen Rathausklubs wird Irschik freilich als Bezirksparteiobmann in Favoriten bezeichnet. (David Krutzler, 12.2.2024)

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