Warum manche Passagiere im Flugzeug unbedingt ihre Socken ausziehen müssen, bleibt ein Rätsel.
Warum manche Passagiere im Flugzeug unbedingt ihre Socken ausziehen müssen, bleibt ein Rätsel.
Getty Images

Die Zahl der Zwischenfälle mit Passagieren, die sich im Flugzeug nicht an die Regeln halten, ist seit dem Ende der Pandemie gestiegen. Allein 2022 wurde auf jedem 568. Flug ein einschlägiger Vorfall gemeldet, heißt es ganz offiziell vonseiten der IATA, des Internationalen Verbands der Fluggesellschaften. Oft gehe es dabei um Passagiere, die sich nicht an die Anweisungen halten, das Personal beschimpfen oder betrunken sind.

Neben den Mitreisenden hat darunter vor allem die Crew zu leiden, die sich mit diesen "unruly passengers" herumschlagen muss. Und zwar nicht erst seit dem Ende der Pandemie. Wie arg es manche treiben, dokumentiert der Account "Passenger Shaming" der ehemaligen Flugbegleiterin Shawn Kathleen. Seit 2013 postet sie Fotos und Videos von Zwischenfällen an Bord auf Social Media.

Begonnen hat Shawn Kathleen mit Tagebucheinträgen, in denen sie über das Verhalten der Passagiere während ihres Fluges schrieb. "Ich erlebte lächerliche, gruselige Fragen mit bestimmten Passagierwünschen, Sachen, die einfach verrückt waren … Leute, die aggressiv waren, ziemlich viele unhöfliche Leute, die unangemessene unhöfliche Dinge sagten, Leute, die mich anfassen wollten, an Bluse, Rock, Blazer ziehen, Leute, die mit den Fingern nach mir schnippen oder mit ihren leeren Tassen herumwedeln", erzählt Kathleen "Business Insider". Allein auf Instagram folgen ihr aktuell 1,4 Millionen Userinnen und User. Längst ist es ein Vollzeitjob für sie.

Man findet auf "Passenger Shaming" die "Klassiker": Streitigkeiten wegen einer zurückgeklappten Lehne, Passagiere, die aufspringen, sobald die Maschine gelandet ist, und – natürlich – jede Menge nackter Füße. Deren Besitzerinnen und Besitzer strecken ihre Zehen unter dem Sitz zum Nachbarn durch, bedienen damit die Fensterblende, legen sie auf dem Klapptisch ab oder nutzen die Zeit an Bord, um sich die Hornhaut wegzuraspeln.

Ja, es sind ein paar Grauslichkeiten dabei, die einem schon beim Hinschauen die Fremdschamesröte ins Gesicht treiben oder am Verstand manch eines Reisenden zweifeln lassen: Wer kommt auf die Idee, eine Unterhose mittels Luftdüsen zu trocknen? Oder bei voller Lautstärke einen Film anzuschauen?

Aber es gibt auch einige herzerwärmende Szenen, etwa wenn sich ein Pilot extra Zeit nimmt, um einen jungen Passagier zu trösten, der unter Flugangst leidet, oder ein Baby, das sichtlich vergnügt einen Zeichentrickfilm schaut.

Nachdem heutzutage so gut wie jeder Passagier sein Smartphone mit an Bord hat, bleibt nichts an Bord eines Flugzeugs unbemerkt. So sind es längst nicht mehr nur Besatzungsmitglieder, die, wie noch in den Anfangstagen, Kathleens Account mit Content versorgen. Und es ist davon auszugehen, dass der Feed von "Passenger Shaming" noch weiter wachsen wird. Sehr zur (Schaden-)Freude der Abonnenten.

Den Vorwurf, sie würde Mobbing betreiben, weist sie zurück: "Ich wüsste nicht, inwiefern mich das zu einem Mobber machen sollte, wenn ich sachliche Inhalte (wie ein Foto, Anm.) veröffentliche. Es geht mir darum, ein Verhalten zu beschämen und die Leute darüber aufzuklären, dass man so etwas in einem Flugzeug nicht tun sollte", erklärt Kathleen gegenüber "The Points Guy". Sie sieht es als erzieherischen Maßnahme. Manche Userinnen und User sehen das allerdings anders. Neben Kritik hätte sie auch schon die eine oder andere Todesdrohung erhalten. Die ehemalige Flugbegleiterin nimmt's mit Humor. "Das ist Fanpost. Fanpost ist das Beste." (Markus Böhm, 2.4.2024)