Wien - ORF-Generaldirektor Roland Weißmann versteht die Emotionen, die der von der Regierung verlangte ORF-Gehaltstransparenzbericht ausgelöst hat. Er habe auch persönlich "durchaus kritische Mails" bekommen, aber nicht nur: "Aber man muss dazusagen, ich, aber auch andere Mitarbeiter, haben sehr wohl auch unterstützende E-Mails bekommen", sagte Weißmann am Wochenende im Interview mit der "Kronen Zeitung".

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.
Heribert Corn

Wie berichtet, befinden sich 62 ORF-Mitarbeiterinnen und vor allem -Mitarbeiter auf jener Liste, die der ORF aufgrund der Transparenzbestimmungen veröffentlichen musste. Namentlich waren jene zu nennen, die mehr als 170.000 Euro brutto im Jahr 2023 verdient haben. "Der ORF ist ein erfolgreiches Medienunternehmen, und wenn wir uns die Verträge und Gagen im internationalen Vergleich anschauen, dann ist der ORF völlig konform und nicht abgehoben von der Branche", so Weißmann. Und zum "Kurier" sagte er: "Schaut man ins Ausland, was die Geschäftsführer von ARD, ZDF und dem Schweizer Fernsehen verdienen, dann ist die ORF-Bezahlung marktkonform."

Kratky vor Strobl und Weißmann

Mit einem Gehalt von 425.500,04 Euro brutto lag ORF-Generaldirektor Roland Weißmann im Jahr 2023 auf Platz drei unter den ORF-Topverdienern. Vor ihm kommt "Ö3-Wecker"-Star Robert Kratky mit 443.894,39 Euro jährlichen ORF-Bezügen im Jahr 2023 zu liegen, plus 8.500 Euro an monatlichen Nebeneinkünften. Rang zwei geht an Pius Strobl, dessen Vertrag noch Weißmanns Vorgänger Alexander Wrabetz vereinbarte. Strobl bezog 425.677,43 Euro brutto vom ORF, weitere 2.500 Euro aus Nebeneinkünften.

Die "Krone" fragte Weißmann, ob ihn nicht der Neid packe, wenn Kratky und Strobl mehr verdienen als er? Weißmann: "Also Neid kenne ich tatsächlich nicht. Ich bin da eher vom angelsächsischen Schlag und stehe zu meinem Gehalt. Ich sehe diese Transparenzbestimmungen so, dass wir Vorreiter sind in einer neuen Offenlegungswelle sozusagen. Und ich nehme an, dass auch weitere Unternehmen nachziehen oder von der Politik aufgefordert werden, nachzuziehen."

Kratkys Marktwert

Weißmann verteidigt auch Kratkys Gage mit dem Verweis auf dessen Marktwert: "Robert Kratky hat vor drei oder vier Jahren von einem privaten Konkurrenten ein Angebot auf den Tisch bekommen. Ich kenne dieses Angebot, und es war höher als das, was er jetzt bekommt. Also die Frage nach der Gage ergibt sich immer auch aus dem Markt." Kratky und Strobl hätten befristete Verträge, so Weißmann. Parallel zum Transparenzbericht hat sich der ORF auch einen neuen Ethikkodex verpasst. Der Effekt? "Nebenbeschäftigungen wird es in Zukunft auch noch geben, aber in deutlich geringerem Ausmaß und viel strenger reglementiert als bisher", sagte Weißmann.

Kratky lässt ORF-Vertrag auslaufen

Ö3-Moderator Robert Kratky hat bereits vor einigen Monaten angekündigt, seinen Ende des Jahres 2026 auslaufenden Vertrag mit dem ORF nicht zu verlängern. "Täglich bis zum Äußersten das Bestmögliche zu geben, andauernd eine öffentliche Person zu sein und sich in einem längst hochkompetitiven Markt an der Spitze zu behaupten, das geht nicht nur an die Substanz, es verlangt dir einfach alles ab", sagte Kratky kürzlich im Interview mit dem STANDARD. Diese Aufgabe sei "in ihrer Intensität nur mit Spitzensport vergleichbar ist, sowohl physisch als auch psychisch".

Angesprochen auf seine Gage, im Jänner war davon die Rede, dass er rund 400.000 Euro bekomme, sagte Kratky: "Sich anzuschauen, was das in einem kompetitiven Markt wert ist, obliegt meinen Chefinnen und Chefs. Und die wissen auch, dass ich meine Honorierung seit Jahrzehnten hundertfach hereinspiele. Ich koste nur so lange Geld, solange das wirtschaftlich voll argumentierbar ist." (omark, 7.4.2024)