Wäre die österreichische Politik eine Fernsehserie, müsste man deren Autorinnen und Autoren gratulieren: So viel Kreativität muss man einmal haben. Auch die gefühlt zehnte Staffel nach Erscheinen des Ibiza-Videos trumpft noch mit neuen Grotesken auf. Dieses Mal geht es um betrunkene Personenschützer, die Ehefrau des Bundeskanzlers und womöglich zu gute Beziehungen zu manchen Beamten. Und den völlig falschen Umgang damit.

Bundeskanzler Karl Nehammer gibt ein Statement zum Unfall seiner Personenschützer ab.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Leider ist es aber keine Fiktion, sondern bittere Realität. Der Umgang von Innenministerium und Kanzleramt mit der Cobra-Affäre ist ein Lehrstück dafür, wie man nicht reagieren sollte. Täglich werden neue Geschichten aufgetischt, werden Details verändert und manipuliert. Der Kanzler – dessen Sprecher sich zuerst darüber aufregt, dass die Geschichte thematisiert wird – macht sie mit einer emotionalen Pressekonferenz zum großen Nachrichtenthema. Das Innenministerium mauert, die Kanzlergattin telefoniert Medien durch, um ihre Version der Geschichte zu platzieren.

Wenn sich die Details zum Vorfall mehrmals ändern und sich immer mehr Vorhalte des anonymen Briefs eines Personenschützers, die Nehammer als unwahr bezeichnete, doch bewahrheiten – wie glaubwürdig sind dann die Dementis, dass die Sache vertuscht werden soll?

Wie man aus einer Mücke schon fast eine Staatsaffäre machen kann, hat der Kanzler diese Woche jedenfalls gezeigt. (Fabian Schmid, 8.4.2022)