Ruhe, dieser Ausblick will genossen werden! Vom Forestis-Hotel in Südtirol wandern alle Blicke zu den urtümlichen Zacken der Geislergruppe – aus den Zimmern im Turm, von der Terrasse unterhalb der Rezeption, aus dem Pool und aus dem Restaurant, das wie ein großes Theater mit riesigen Fenstern angelegt ist. Und man schaut auf ungefällte Weihnachtsbäume. Tannen, Fichten, Lärchen.

Alle Fenster sind nach Süden ausgerichtet, um die spektakuläre Aussicht einzufangen.
Foto: Forestis

Jeden Tag dasselbe Schauspiel: Das Forestis zeigt die Dolomiten und den Wald rundherum. Nur die Besetzung wechselt. Manchmal verschleiert Nebel das Tal, ein andermal verzweifeln Wolken am Bergmassiv oder triumphiert der Himmel mit sattem Blau. Südtirols berühmtester Naturbursch, der Bergsteiger Reinhold Messner, attestiert dem Hotel eine "irreale Aussicht" und lässt Gäste im hoteleigenen Magazin wissen, dass dem Ort "eine große Ausstrahlung" innewohne.

Selbsternannter Kraftplatz

Die Fenster sind allesamt nach Süden ausgerichtet, um die spektakuläre Aussicht einzufangen. Ob man will oder nicht, wird man gefangen genommen vom Villnösser Geisler und seinen steinernen Kompagnons. Wie urzeitliche Backenzähne wachsen sie aus dem Gestein, 3.000 Meter hoch, ehrwürdige Zeugen tektonischer Verschiebung, die das einstige Korallenriff vom Meeresboden himmelwärts pressten.

Dem Luxus der Stille hat sich das Hotel verschrieben.
Foto: Forestis

Das Forestis in den Dolomiten ist ein selbsternannter Kraftplatz. Das Prinzip der Stille, eingebettet in ein Landschaftsgemälde mit Unesco-Weltnaturerbestatus, trifft den Nerv der Zeitlosen. Rund um die Welt üben Menschen neue Techniken der Stressbewältigung, gehen in Silent Retreats, um nicht überall ihren Senf dazugeben zu müssen, oder wenden Digital-Detox-Strategien an, um sich dem Sog sozialer Medien zu entziehen.

Dieses Haus liegt nicht meilenweit entfernt im Indischen Ozean oder am Ende einer dreistündigen Schotterpiste im Andenvorland. Trotzdem ist die Fahrt hierher bereits Teil des Erlebnisses. 15 Kilometer von der Kleinstadt Brixen entfernt, 30 Minuten Autofahrt, gespickt mit unzähligen Serpentinen. Wenn sich dann das schwarze Tor der Auffahrt öffnet, lechzen die geschunkelten Mägen nach echtem Comedown – beim Zirbelsaft, den es zur Begrüßung gibt. (Ulf Lippitz, 27.12.2022)

Der Aufenthalt wurde vom Forestis unterstützt.