Wir bedauern! "Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke anzeigen.

Der Philosoph und Germanist Richard David Precht zog in einem Podcast über die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock her. So weit, so richtig. Falsch war nur die Angabe des Erscheinungstages der Folge, den es so gar nicht gab.

Foto: IMAGO/Oryk HAIST

Zugegeben, manchmal freuen wir uns über Fehler, weil nicht wir sie gemacht haben. Unlängst war es wieder einmal so weit. "Wir brauchen heutige Hymen", lasen wir einigermaßen erschrocken in der "Presse". Man kann Entwarnung geben: In dem Kommentar wurde nicht mehr Jungfräulichkeit eingefordert, es ging lediglich ein N verloren.
Fehler mit Buchstaben können auch wir, und damit sind wir mit Schadenfreude schon wieder fertig. "Wir sind für unsere Gäste ein Save Space", schrieben wir und meinten den sicheren Raum. Soll uns keiner ein V für ein F machen.

Prechtkerl

Von "prechtigen Aussichten" zu schreiben war hingegen kein Fehler, sondern ein Wortspiel über das Auftreten des Populärphilosophen Richard David Precht. Dieser zog im Podcast Lanz & Precht über die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock her. Diese hätte, so Precht, unter normalen Umständen nicht einmal ein Praktikum im Auswärtigen Amt bekommen. Vor dem Hintergrund ihrer "moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin" solle die Politikerin doch lieber "kleinere Brötchen backen". Precht zeichnet sich seit einiger Zeit durch, gelinde gesagt, merkwürdige Botschaften aus, worüber wir uns hier nicht weiter ausbreiten wollen. Den Podcast kann man, wenn man will, nachhören. Publiziert wurde er am 21. April und nicht am 31., wie von uns geschrieben. Wenngleich für das Datum einiges gesprochen hätte, denn dann wäre das unhörenswerte Stück gleich gar nicht erschienen.

Zu unangebrachten Verkürzungen kam es bei Bildtexten zu einer Reportage über den real existierenden 1. Mai: "Statt in die Stadt verschlägt es Hans Peter Doskozil in die Gemeinden des Burgenlands", schrieben wir noch wahrheitsgemäß. "In Kobers kritisiert er, dass die SPÖ zu viel Macht für den Kanzlerposen abgegeben habe." Kobersdorf und Kanzlerposten müsste es heißen. Den Begriff Kanzlerpose nehmen wir in unseren Wortschatz auf, den kann man noch öfter verwenden.

Präzisionsarbeit

Klarheit über die in Verruf gekommenen Vorsorgekassen wollten wir mit einem Frage-Antwort-Artikel schaffen: "Wann kann ich auf meine Abfertigung zugreifen?", wollten wir stellvertretend für viele wissen. Antwort: "Wer drei Jahre bei einem oder mehreren Arbeitgebern aktiv war, hat Anspruch auf seine Abfertigung. Das Dienstverhältnis muss aber abfertigungswirksam beendet werden: also durch Kündigung durch den Arbeitgeber, unverschuldete Entlassung, berechtigten vorzeitigen Austritt, einvernehmliche Lösung, Fristablauf bei befristeten Dienstverhältnissen." Dass es bei Selbstkündigung kein Zugriffsrecht gibt, wie weiter ausgeführt, war zum Glück unpräzise: Die einbezahlten Beträge bleiben am Konto gutgeschrieben und werden zum neuen Arbeitgeber mitgenommen.

Apropos Präzisionsarbeit: "Der Dachstuhl von damals trägt das Haus der Bauern bis heute" ist die Beschreibung eines Bauwerks, das man gerne sehen möchte. "In Europas größter Volkswirtschaft besitzen die zehn reichsten Prozent 56 Prozent des gesamten Nettovermögens" bezeichnet insofern einen interessanten Aspekt, als bis dato nicht bekannt war, dass es auch unter Prozenten eine Arm-Reich-Schere gibt.

Foto: Screenshot DER STANDARD

Und in einem Artikel über die alternde politische Klasse in den USA unterschlugen wir das Alter der 89-jährigen Demokratin Dianne Feinstein. Wir könnten jetzt behaupten, wir wollten dezent sein. Waren wir leider nicht. Wir haben einfach darauf vergessen. (Doris Priesching, 9.5.2023)