Foto: Luzia Schrampf

Der Zugang zu Weinbereitungstechnologien in großen und mittleren Betrieben ist ein pragmatischer, die Einstellung der jeweiligen Verantwortlichen, was gut und was nicht brauchbar ist, dazu mindestens ebenso unterschiedlich wie in allen anderen Gegenden dieser Erde auch. Gemeinsamer Punkt: Je höher die angestrebte Qualität ist, desto weniger wird auf Technik und desto mehr auf die Charakteristik der Lage, eines bestimmten Weingarten und das Alter der Rebstöcke gesetzt, das bei Spitzenweinen exorbitant sein kann, bei Shiraz im Barossa Valley bis zu rund 100 Jahren beispielsweise. Die ältesten Chardonnaystöcke stammen aus den 60-er Jahren.

Verwendet wird, was immer unter den gegebenen Umständen brauchbar und nötig ist wie z.B. Umkehrosmose & Co zur Alkoholreduktion wie Simon Blackett erzählt, „Wine Ambassador“ bei Wolf Blass und auch für die Führung von Journalistengruppen zuständig. Dem fragenden Besucher wird mit absoluter Selbstverständlichkeit mitgeteilt, ob Tannin oder (Wein)Säure beigegeben oder ob „alternative oak“, Alternativeiche in Form von Chips oder Innerstaves, oder „the black snake“, der Wasserschlauch, zum Einsatz kamen, während man in good old Europe bedauerlicherweise zu oft dazu tendiert, Fragen dieser Art mehr oder weniger elegant zu übergehen. Innerstaves, Holzstangen oder –latten, die in den Stahltank getaucht werden, scheinen derzeit gegenüber Chips die Nase vorn zu haben, weil das Ergebnis im Verhältnis zum Mitteleinsatz ein besser steuerbares sei, wie verschiedene Weinmacher erklärten.

Für Rosemount McLarenVale wurde mittels Infrarotfototechnologie die Wüchsigkeit in Weingärten bestimmt und mit Hilfe eines Farbcodes in niedrig, mittel und hoch unterteilt. Ziel ist eine möglichst optimale Kombination von Boden und Rebsorten zu finden, was durchaus auch Umpflanzungen nach sich ziehen kann.

Handarbeit und Freundeshilfe

Natürlich gibt es auch jene Klein- und Kleinstbetriebe, die durch kontinuierlich hohe Qualität setzen und die mit viel Handarbeit und Freundeshilfe produzieren, und die zwar insgesamt rein zahlenmäßig überlegen sind, aber nur einen kleinen Teil der gesamtaustralischen Produktion ausmachen. David Lloyd von Eldridge Estate, einem unabhängigen Dreieinhalb-Hektar-Weingut auf der Mornington Peninsular südlich von Melbourne, bei dem die gesamte Weingartenarbeit und auch die Ernte in Handarbeit erledigt wird, dagegen meint, dass man um beispielsweise Wüchsigkeit einzuschätzen eigentlich nur in die Weingärten gehen müsste. Klone und Erziehungsformen sind seine Aufhänger für elegante Pinot Noirs und Chardonnays, „denn die Wahl des falschen oder richtigen Klons auf einer gegebenen Lage und die richtige Erziehungsform sind für ,Terroir’ mindestens ebenso ausschlaggebend wie Boden und Mikroklima“. Bei der Erziehungsform ist er ein Verfechter von „Scott Henry“, vertikal geteilte Laubwand, die andere Winzer wieder für „zu anfällig für Krankheiten, weil zu nahe am Boden“ halten.

Andrew Locke, Kellermeister bei Rosemount erzählt, dass er zur Steuerung seiner Prozesse in den Tanks zu keinem Zeitpunkt sein Büro verlassen müsste. Gleichzeitig stellt er aber auch fest, dass „wir aber trotz Managements und aller Technologie noch immer ein Agrarbetrieb sind, der von der Natur abhängig ist“.

Spinning Cone Column

Die Spinning Cone Column, jenes Geräte mit dem Wein fraktioniert und in Aromen und Alkohol „zerlegt“ wird, ein Prozess der vor allem in Deutschland und Österreich derzeit allzu leicht verteufelt, statt nüchtern analysiert wird und in der EU derzeit „nicht akzeptiert“ ist, bringt laut Aussagen mehrerer Kellermeister bei weitem nicht soviel, wie in Europa gerne kolportiert wird. „Es entsteht Hitze, die fürs Aroma nicht gut ist, und die Ausbeute ist nicht wirklich befriedigend“, erklärt Charles Whish Weinmacher von Rosemount, McLaren Vale.

Ungewohnte Offenheit bezüglich ruft natürlich auch einige Skepsis auf den Plan. Andererseits besteht angesichts von Weinbereitungsanlagen, in denen Besucher wie Arbeiter Bauarbeiterhelme tragen müssen oder die eher an die Raffinerie in Schwechat als an einen Weinbaubetrieb mit Gärtanks und Pressen erinnern, wenig Notwendigkeit, irgendeinem romantischen Weinmythos nachzuhängen.

Was bringt es? Realistische Einsichten in die Dinge, die da in der Flasche sind, die aber dem Wein generell nichts von seiner Faszination nehmen. Und ob es schmeckt oder nicht ist in jedem Fall eine Frage des Probierens.