Ein Mähroboter und ein Hund auf der Wiese
Der Bosch Indego S+ 500 im Test. Haushund Joe hat seine Freude.
DER STANDARD/Zellinger

In diesem Sommer testet der STANDARD vom Bewässerungssystem über das digitale Blumenkisterl bis zum Rasenmähroboter alles, was die Hersteller als besonders kluge Lösungen verkaufen wollen. Ein Fazit daraus lautet: Richtig "smart" sind die wenigsten Geräte, auch wenn es die meisten Hersteller nicht hören wollen. Die Tröpferl-Bewässerung braucht helfende Hände, ebenso wie die UV-leuchtende Petersilienzucht.

Mähroboter sind da keine Ausnahme. Die meisten kennen ihren Arbeitsbereich nur dank zuvor verlegter Drähte, und selbst dann kurven sie relativ planlos auf dem Rasen umher. Ganz nach dem Motto: Irgendwann wird auch der letzte Grashalm erwischt, wenn man nur oft genug herumfährt. So wie die Theorie, dass unendlich viele Affen mit unendlich vielen Schreibmaschinen irgendwann einmal einen Bestsellerroman schreiben.

Der deutsche Werkzeughersteller Bosch will aus der Masse der ziellos umherkurvenden Mähroboter herausstechen und stattete sein neuestes Modell der Indego-Serie mit einem intelligenten Navigationssystem aus, das in Bahnen mäht – so, wie es die meisten Menschen auch machen würden.

Beeindruckend viele Features

Zum Einsatz kommt im Testgarten im nördlichen Niederösterreich der Indego S+ 500. Der Mähroboter von Bosch hat da eine Aufgabe vor sich: Nicht nur muss er eine relative schmale Engstellen zwischen Garage und Gartenmauer überwinden, er muss auch noch junge Sträucher erkennen und am besten auch noch das überall verteilte Hundespielzeug in einem Stück lassen, dieses zu zerlegen ist schließlich der Job von Hausköter Joe.

Theoretisch kann der Bosch Indego S+ 500 das alles, verspricht der Hersteller. Denn das akkubetriebene Schaf hat eine weitere Funktion spendiert bekommen, die anderen Mährobotern der günstigeren Preisklasse fehlt: Er kann Karten zeichnen, merkt sich dabei Engstellen, die er zwischen den Drähten passieren kann. Das schafft der Indego laut Herstellerangaben bei bis zu 70 Zentimeter schmalen Passagen, was eine nicht unbeeindruckende Leistung ist.

Das Mähwerk eines Mähroboters von Bosch
Das Mähwerk des Indego verfügt über freischwingende Messer, die aber anders geformt sind als bei der Konkurrenz.
DER STANDARD/Zellinger

Außerdem verfügt der Indego über eine Objekt- und Kleintiererkennung, somit sollte auch der Hausigel sicher vor ihm sein. Wobei auch hier, wie bei allen anderen automatischen Rasenmähern gilt: Der Roboter fährt tagsüber, wenn der Igel schläft. In der Nacht bleibt der Mäher in der Ladestation und der Igel darf ungestört Jagd auf Nacktschnecken machen.

Beim Mähwerk für den Indego setzt Bosch, wie viele Konkurrenten auch, auf freischwingende Messer. Diese unterscheiden sich aber deutlich vom branchenüblichen Teppichmesser-Stil, denn sie verfügen über spitz zulaufende Klingen. In der Praxis war deshalb aber kein Vor- oder Nachteil im Schnittbild oder der Mähleistung zu erkennen.

Beihilfe bei der Jungfernfahrt

Der Indego S+ ist, wie der Name andeutet, für Gärten bis maximal 500 Quadratmeter konzipiert. Der größere Bruder, der Indego M, schafft 700 Quadratmeter. Das Plus im Namen deutet übrigens auf verbesserte Konnektivität des Mähroboters hin. So verfügt der Indego S+ über Mobilfunkempfang um ihn auch unterwegs zu steuern. Außerdem ist eine Alexa-Anbindung möglich, damit man den Roboter per Sprachbefehl in den Garten scheuchen kann. Ansonsten sind die Plus-Varianten mit der Standard-Serie identisch.

Positiv hervorzuheben ist, dass Bosch das notwendige Verlegezubehör nicht um teures Geld extra verkauft. Der Packung liegt eine Rolle mit 175 Metern Begrenzungsdraht, 200 Haken und Reparaturklemmen bei. Ist die Geometrie des Gartens komplexer oder gibt es viele wegen Baumstümpfen oder jungen Pflanzen viele Schleifen, wird der mitgelieferte Draht wohl zu kurz. In unserem etwa 370 Quadratmeter großen Testgarten mit zwei Schleifen und einer Engstelle reichte der Draht beinahe auf den Zentimeter genau. Der Akku mit 2,5 Amperestunden reicht für rund 75 Minuten Mähbetrieb, danach muss der Roboter rund eine Stunde lang aufgeladen werden. Erfreulich: Den Akku kann man selbst austauschen.

Screenshots der Smart Gardening App von Bosch
In der App lassen sich Mähzeiten einstellen, leider treten auch immer wieder Fehler auf. Die Kartenfunktion ist jedoch beeindruckend. Oben und unten sind die Schleifen an kleinen weißen Kreisen zu erkennen, rechts die Engstelle zwischen Mauer und Gartenzaun.
DER STANDARD/Zellinger

Bei der ersten Ausfahrt braucht der Indego noch tatkräftige Unterstützung, denn mit dem vom Regen im Frühjahr aufgeweichten Boden im nördlichen Niederösterreich tat sich der kleine und mit 7,7 Kilo sehr leichte Roboter eher schwer. Deshalb waren insgesamt drei Anläufe und einige Stupser mit Fußspitze nötig, bis die Kalibrierungsrunde abgeschlossen war. Dieses Problem trat aber im mehrwöchigen Testverlauf nicht mehr so häufig auf. Der Indego war dennoch jener Mähroboter, bei dem wir am häufigsten mit einer Schaufel Erde Unebenheiten im Garten beseitigen mussten, vor allem bei Nässe. Dafür kam der Roboter mit der Engstelle blendend zurecht und fand mühelos seinen Weg in den Vorgarten.

Logicut für den inneren Monk

Doch macht sich das Haupt-Feature, das intelligente Mähsystem namens Logicut wirklich so stark bemerkbar? Diese Frage muss klar verneint werden. Zwar sieht man sehr gut, wo der Mäher beim letzten Mal aufgehört hat und beim nächsten Mal beginnen wird, aber im Schnittbild und er Rasenpflege war kein großer Vorteil gegenüber den nicht so smarten Kollegen bemerkbar. Wer natürlich im Garten Wert auf einen geregelten Roboterverkehr legt und den Anblick der irrwitzigen und zufälligen Fahrten anderer Roboter nicht erträgt, für den mag Logicut den inneren Monk befriedigen.

Ein weiteres spannendes Feature versteckt sich indes in der Smart Gardening App von Bosch. Mit ihrer Hilfe kann der Indego nämlich den Wetterbericht lesen und die Mähzeiten dementsprechend anpassen. Im Test hätten wir uns manchmal gewünscht, der Indego wäre mit einem klassischen Regensensor ausgestattet, wenn er mal wieder im strömenden Regen seine Bahnen zog. Das Problem dürfte aber nicht am Roboter selbst, sondern an den Wettervorhersagen liegen. Warum das so ist, hat der STANDARD hier recherchiert.

Das Kreuz mit der grünen Taste

Nach etwa zwei Wochen im Einsatz kam es jedoch zu einem Problem mit dem Indego: Dir grüne Taste zum Bestätigen des PIN-Codes, der bei beinahe jeder Interaktion erforderlich ist, funktionierte plötzlich nicht mehr. Woher der Fehler stammt, ist allerdings nicht ganz klar, denn gegen eindringendes Wasser sollte der Indego eigentlich immun sein, ist er doch mit der Schutzklasse IPX4 ausgestattet, was ihn gegen Spritzwasser und damit normalen Regen schützen sollte. Zum Vergleich: Der ebenfalls vom STANDARD getestete Robolinho von Alko verfügt nur über Schutz vor senkrecht herabfallenden Wassertropfen (IPX1), überstand aber ebenfalls sämtliche Regengüsse.

Ein Mähroboter
Die grüne Taste verweigerte leider ihren Dienst.
DER STANDARD/Zellinger

Eine Online-Recherche bestätigt: Der grüne Knopf zum Eingeben des Pins scheint gerne mal Probleme zu machen. Laut diversen Online-Foren dürfte die Folientastatur die Schwachstelle sein. Das Problem: Hebt man den Mäher an, ohne den Code eingegeben zu haben, gibt dieser einen lauten Alarmton von sich, den man nicht deaktivieren kann, wenn die Bestätigungstaste nicht funktioniert. Als einzige Lösung blieb den Mäher mit dem Hauptschalter zum Schweigen zu bringen, warten und hoffen, dass die Taste nach einem Neustart wieder funktioniert. Aber wie schon im Test des Husqvarna-Mähers auch gilt für den Indego: Im Zweifel für den Angeklagten, ein Montagsprodukt kann schon einmal vorkommen.

Fazit: Ein holpriger Helfer

Der Indego bringt für die günstigere Preisklasse eine beeindruckende Palette an Features mit: Logicut und wetterabhängiges Mähen sind in dieser Kategorie eher selten. Das Problem ist nur: Diese Features sind zwar aus technischer Sicht spannend, in der Praxis ist der Unterschied kaum erkennbar. Im Fall der Wettervorhersage rückte der Indego sogar gerne im Regen aus. Ein klassischer Regensensor wäre hier die bessere Wahl gewesen, zumal der Indego die Tendenz hat im feuchten Gras hängen zu bleiben. Dafür muss man ein Lob für die Hinderniserkennung aussprechen, die sich im Test keine Patzer erlaubte.

Regulär kostet der Indego 1.070,99 Euro. Im Aktionspreis ist er aktuell schon um rund 580 Euro zu haben. Wer mit den Mängeln leben kann und kein Problem damit hat, dem Roboter regelmäßig händisch auf die Sprünge zu helfen, kann zuschlagen. Ansonsten würden wir empfehlen, ein paar Euro mehr auszugeben und zu Alternativen zu greifen. (Peter Zellinger, 30.7.2023)