Mission impossible Blockbuster Krise
Tom Cruise ist heuer mit Mission Impossible an der Kinokasse abgestürzt - auch weil die Produktionskosten explodierten.
Paramount Pictures

Nach vier Wochen wurde sie vom Thron gestoßen: Barbie, der mit seinen 1,2 Milliarden Dollar Einspielergebnis wohl erfolgreichste Film für Warner Bros. dieses Jahr. Auf Platz eins der aktuellen Kinocharts rückte die DC-Comic-Adaption Blue Beetle. Doch mit gerade einmal 25 Millionen Dollar Einspielergebnis am ersten Wochenende reflektiert der behäbige Käferflug nur zu pointiert die momentane Kinolandschaft.

Megafranchises und zusammenhängende Universen, die das Kino der 2010er-Jahre bestimmt hatten, sind in einer Sackgasse angekommen. Man nehme das Marvel Cinematic Universe: Ein Black Panther- oder ein Avenger -Film mit einer Milliarde Dollar Einspielergebnis ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Das liegt zum einen daran, dass sich dieses Universum irgendwann so in sich selbst verzettelte, dass das Publikum der Handlung nicht mehr ohne Vorwissen folgen konnte. Wer Doctor Strange in the Multiverse of Madness verstehen wollte, musste beispielsweise die Serien WandaVision und Loki gesehen haben.

Die Filme durften keine eigene Identität entwickeln. Regisseur Joss Whedon schmiss nach dem zweiten Avengers-Film hin, nachdem er unter anderem gezwungen worden war, Chris Hemsworths Thor mitten im Film aus dem Drehbuch zu schreiben. Der Grund: Ein Teaser für den nächsten Thor -Film zeigte diesen in einem anderen Universum.

Thor Chris Hemsworth Blockbuster Krise
Im ersten "Thor"-Film von Marvel war Chris Hemsworth noch günstig, dann wurde er zum Star.
Jasin Boland/Marvel

Verzettelte Superhelden-Narrative

Auch Marvel-Konkurrent DC ergeht es nicht viel besser. Der als sicherer Hit antizipierte The Flash zündete an den Kinokassen nicht. Das mag daran liegen, dass das von Zack Snyder gegründete DC Extended Universe ungleich Marvel nie so recht seine Marke fand. Oder dass Hauptdarsteller Ezra Miller mit Übergriffskandalen Leute fernhielt. Aber letztendlich ist auch The Flash nur Teil eines Phänomens, das selbst vor Franchises wie Indiana Jones 5 und Mission: Impossible 7 nicht haltgemacht hat. Deren fünfter und siebenter Teil brachten ebenfalls nicht die erwarteten Einspielergebnisse.

Das mangelnde Interesse des Publikums ist nur ein Teil des Problems. Die Franchises taumeln, weil sie zu teuer geworden sind. Anfang der 2000er zog der damalige Disney-Chef Michael Eisner bei Fluch der Karibik fast den Stecker, da dieser 140 Millionen Dollar kostete. Die Themenpark-Piratensaga spielte jedoch weltweit 654 Millionen ein. Die zeitgleich entstandenen Herr der Ringe-Filme kosteten zusammen 287 Millionen Dollar und spielten 2,9 Milliarden ein.

Der 2023 erschienene Fast X hatte dagegen ein Produktionsbudget von sagenhaften 340 Millionen Dollar. Dass er 704 Millionen weltweit einspielte, mag zwar wie ein Hit wirken. Gegengerechnet ist dies aber nur ein kleiner Profit. Mission: Impossible (7) – Dead Reckoning Part One spielte heuer 541 Millionen ein. Ebenfalls überschaubar bei einem Budget von 290 Millionen. Indiana Jones (5) und das Rad des Schicksals nahm 371 Millionen Dollar ein, kostete aber 300.

Indiana Jones Blockbuster Krise
"Indiana Jones 5" war mit 300 Millionen Dollar schlicht zu teuer - da wird es schwer, Gewinne einzufahren.
AP

Warum explodieren die Preise?

Die Gründe für die hohen Kosten sind mannigfaltig. Zum einen macht die Inflation seit 2020 die Produktion von Haus aus teurer. Zum anderen liegen allein die Marketingbudgets bereits bei 100 Millionen Dollar. Immerhin will man auch in China oder Russland reüssieren. Auch die Pandemie brachte Zusatzkosten: Corona-Tests und sonstige Sicherheitsmaßnahmen. Tom Cruise musste den Dreh von Mission: Impossible 7 immer wieder pausieren, da es Covid-Ausbrüche oder neue Auflagen gab.

Ein weiterer Faktor ist, dass viele Franchises mit Darstellern und Darstellerinnen arbeiten, die von Newcomern zu teuren Stars aufgestiegen sind. Um noch einmal Hemsworth als Thor zu bedienen: Als dieser 2011 das erste Mal als Donnergott seinen Auftritt hatte, kannte man ihn gerade einmal als Captain Kirks Vater in Star Trek. Inzwischen ist Hemsworth ein etablierter Name mit entsprechender Gage. Doch es gibt noch weitere Faktoren: teure Special Effects etwa, man denke an Harrison Fords verjüngtes CGI-Gesicht im letzten Indiana Jones-Film. Dann die Einmischung des Studios. Gerade bei teuren Filmen ist das Resultat selten die Vision des Regisseurs, sondern ein "Gruppenprojekt", das zahlreiche Nachdrehs verlangt. Und schließlich die falsche Annahme, dass das Publikum nach der Pandemie sofort wieder mit der gleichen Intensität wie früher ins Kino gehen würde.

Neu verpackt

Aber es ist auch eine Frage des Zeitgeists. Die aktuelle Zielgruppe, Gen Z, interessiert sich weniger für Superhelden. Aktuell bestimmen Filme wie Barbie, Oppenheimer oder Der Super Mario Bros. Film die Konversation und die Kasse: Filme also, die keinem Franchise angehören – oder dieses zumindest neu verpacken. Und sei es nur, dass es ein Film von einer Frau über Puppen (und Frauen) ist.

Blockbuster Krise Super Mario Bros
Werden Spielzeug-Franchises das neueste heiße Ding? Die Erfolge von "Barbie" und "Der Super Mario Bros. Film" bestätigen das.
AP

Gerade das Barbenheimer-Phänomen ist ein Argument dafür, das Budget wieder enger zu schnüren. Barbie hat gerade einmal 145 Millionen Dollar gekostet, Oppenheimer 100 Millionen. Auch Der Super Mario Bros. Film und John Wick: Chapter 4 bewegen sich in diesem Rahmen.

Doch letzten Endes lässt sich keine absolute Vorhersage machen. Blue Beetles derzeitiger Platz eins zeigt, dass auch Superheldenfranchises noch funktionieren können, wenn sie auf neue und selbstständige Narrative setzen. (Susanne Gottlieb, 27.8.2023)