"Mein Bauch gehört mir!": Dieser Slogan der Frauenbewegung der 1970er-Jahre brachte zwar viel Veränderung in der Abtreibungsdebatte, muss aber heute immer noch verteidigt werden. Denn über Schwangerschaftsabbrüche wird nach wie vor kontrovers diskutiert. In Österreich gilt seit 1975 die sogenannte Fristenregelung. Demnach ist ein Abbruch innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate möglich, in gewissen Ausnahmefällen auch darüber hinaus.

Derzeit flammt die Debatte in Tirol und Salzburg erneut auf. Hier geht es darum, Daten über Abtreibungen zu erheben, um "zielgerichtete Maßnahmen" und "Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch auszuarbeiten". Man merkt, wohin die Reise gehen soll: Für Kritikerinnen wie den Österreichischen Frauenring ist das ein Angriff auf die Fristenregelung über die Hintertür. Denn damit solle das Selbstbestimmungsrecht von Frauen massiv eingeschränkt werden. Kritisiert werden Motiverhebungen von Feministinnen auch deshalb, weil die Motive bei den Frauen allein lägen und nur sie darüber entscheiden sollten, ein Kind austragen zu wollen oder nicht. Egal aus welchen Gründen.

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Liegt die Entscheidung über den eigenen Körper wirklich nur in der eigenen Hand?
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Darf er mitreden?

Aber wie ist das mit der Entscheidungsfindung im privaten Bereich? Es gibt Situationen, wo sich diese Frage erst gar nicht stellt und es völlig klar ist, dass diese Entscheidung nur die Frau alleine für sich treffen kann. Aber wie schaut es in einer gleichberechtigten Partnerschaft aus, wo der Mann sich genauso wie die Frau um die Verhütung kümmert und er die gleiche Verantwortung für die vielleicht bereits vorhandenen Kinder übernimmt? Sollte er mitentscheiden dürfen, wenn es um eine (ungewollte) Schwangerschaft geht und die Frage, wie damit umgegangen wird?

Mit den Folgen einer Schwangerschaft, egal wie gleichberechtigt die Partnerschaft ist, ist die Frau weitaus mehr konfrontiert. So ist das Austragen und Gebären eines Kindes mit körperlichen und psychischen Strapazen verbunden, und Mutterschaft bringt nach wie vor strukturelle Benachteiligungen mit sich – Stichworte: Verdienstentgang, Karriereknick, Gender-Pay-Gap und die häufig damit verbundene Altersarmut. Aber auch eine Abtreibung ist noch immer mit einem Stigma behaftet, das Frauen, die sich dafür entscheiden, belasten kann.

Auf der anderen Seite sollte Abtreibung kein reines Frauenthema sein, denn es geht auch Männer an, wenn es zu einer (ungewollten) Schwangerschaft kommt. Sie sollten von dieser Verantwortung nicht zur Gänze freigespielt werden, nur weil am Ende die Konsequenzen die Frauen zu tragen haben. Auch sie sind dafür verantwortlich, sich um Verhütung zu kümmern, und auch dafür, dass Frauen die Möglichkeit haben, jederzeit einen sicheren Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen zu können. Und schon stellt sich die Frage, inwieweit Männern ein Mitspracherecht eingeräumt werden sollte und welche Meinung bei Uneinigkeit über einen Abbruch mehr wiegen sollte. Wollen wir, dass es womöglich heißt "Mein Bauch gehört ein bisserl ihm!"?

Wie viel Mitsprache braucht es?

Sind Sie schon einmal vor der Entscheidung gestanden, ob Sie eine Schwangerschaft abbrechen möchten? Inwiefern haben Sie Ihren Partner in diese Entscheidung eingebunden – und wie viel Gewicht haben Sie der Meinung Ihres Partners dabei beigemessen? Würden Sie als Mann Ihre Partnerin vom Austragen des Kindes überzeugen wollen, auch wenn diese für einen Abbruch ist? Wie sehr möchten Sie in diese Entscheidung eingebunden sein? Erzählen Sie im Forum von Ihren Erfahrungen dazu! (Judith Wohlgemuth, 14.9.2023)