Seitens der Regierung wurde jüngst angekündigt, zusätzliche 4,5 Milliarden Euro in die Kinderbetreuung investieren zu wollen. Die Rede war in diesem Kontext von einem Ausbau im Bereich der Kinderkrippen und Kindergärten: 50.000 zusätzliche Betreuungsplätze wurden in Aussicht gestellt. Jeder neu geschaffene Platz soll dabei "VIF-konform" sein, also den Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf erfüllen, um von dem in Aussicht gestellten Milliarden-Budget für die Kinderbetreuung profitieren zu können. Konkret sollen die Kindergärten mindestens 45 Stunden sowie an fünf Tagen in der Woche und 9,5 Stunden täglich geöffnet haben. Ganzjährig sollen sie mindestens 47 Wochen lang geöffnet haben und den Kindern außerdem ein Mittagessen bieten.

Opposition und Gewerkschaft sehen diesen Vorstoß kritisch und warnen vor einem "Marketingschmäh" der ÖVP, unter anderem deshalb, weil diese bisher wenig Interesse an Veränderungen in diesem Bereich gezeigt und sogar den 2016 in der SPÖ-ÖVP-Koalition den fertig ausverhandelten Ausbau der Kindergärten "aus parteitaktischen Gründen sabotiert" habe. Zahlreiche Befürworter begrüßen diesen Plan der Regierung aber auch, etwa weil dieser eine gute Rückkehr der Eltern ins Berufsleben und eine partnerschaftliche, gerechte Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Elternarbeit ermögliche.

Hat der Kindergarten Ihrer Kinder lang genug geöffnet?
STANDARD/Florian Voggeneder

Wenn Vollzeit an Kinderbetreuungsmängeln scheitert

Eben dieses Problem belastet aktuell landesweit viele Familien: Wer Vollzeit arbeiten gehen möchte, erlebt es in vielen Fällen als Herausforderung, einen entsprechenden Krippen- bzw. Kindergartenplatz für sein Kind zu erhalten, mit dem sich das alles ausgeht. Wenn dann auch noch zum Arbeitsplatz gependelt werden muss, verschärft sich das Problem zusätzlich. Aktuelle Zahlen zeigen: Derzeit sind lediglich rund 50 Prozent der Kinder über drei Jahren in VIF-konformen Einrichtungen, bei den Jüngeren sind es rund 60 Prozent. Vor allem in ländlichen Gegenden sind die benötigten Kindergartenplätze rar, und einer der Elternteile, meist die Mutter, sieht sich gezwungen, in Teilzeit zu gehen, weil sich anders die Betreuung der eigenen Kinder während der Erwerbstätigkeit kaum gewährleisten lässt.

"Wölfe mitten im Mai" findet, man sollte sich bei diesem Thema an Finnland ein Beispiel nehmen:

Wie machen Sie das?

Arbeiten Sie als Elternteil Vollzeit oder Teilzeit – und würden Sie gerne etwas daran ändern? Wie alt sind Ihre Kinder, und in welchem Ausmaß werden sie im Kindergarten betreut? Übernimmt jemand anderer, zum Beispiel Großeltern, ebenfalls die Betreuungsarbeit? Ist der Kindergartenplatz Ihrer Kindes VIF-konform? Und was bräuchte es bei diesem Thema Ihrer Meinung nach für eine echte Verbesserung? Diskutieren Sie im Forum! (Daniela Herger, 21.9.2023)