Menschen halten Lichter und Handys in die Höhe, im Hintergrund ist die Flagge Israels zu sehen.
Ein Lichtermeer gegen Hass und Antisemitismus. Wien, Heldenplatz, 2023.
Foto: APA / Eva Manhardt

Vor den Augen ihrer Liebsten, vor den Augen der Mutter, vor den Augen des Vaters, vor den Augen des Bruders und der Schwester, vor den Augen ihrer Kleinsten wurden manche vergewaltigt, andere gefoltert, wurden die meisten ermordet, ob erschossen, aufgeschlitzt, zerstückelt oder verbrannt bei lebendigem Leib von den Mordbanden der Hamas, aber manche wurden verschleppt – und was wem widerfuhr, war nichts als eine Frage des Glücks, doch wen ich hier noch glücklich nennen darf, darauf weiß ich keine Antwort.

Vor den Augen der Welt – gefilmt mit dem Handy der Opfer – nahm die Hamas 240 Geiseln. Da sind Frauen, Alte, Kranke, Kinder, Säuglinge; der jüngste jüdische Bub ist neun Monate alt.

"Die Vereitelung jeglicher Lösung ist das Ziel der Dschihadisten."

Nicht ein Ende der Besatzung will die Hamas erpressen und schon gar nicht einen territorialen Kompromiss. Auch der Islamische Dschihad, die Hisbollah, ja, selbst die Huthis aus Jemen feuern ihre Raketen. Hat Israel etwa den Jemen angegriffen? Hält es denn irgendeinen Millimeter Boden dort besetzt? Nein, die Vereitelung jeglicher Lösung ist das Ziel der Dschihadisten. Es geht der Hamas nicht nur um die Freipressung ihrer Judenmörder. Es geht ihr um Judenhass. Es geht ihr um antisemitische Hetze weltweit; ob in Kfar Aza oder in Dagestan, ob in Be’eri, Berlin, Paris oder in Wien; ob am Heldenplatz oder am Zentralfriedhof.

Die Forderung nach Freilassung der Geiseln richtet sich gegen die Hamas, aber an sie brauchen wir uns nicht mehr zu richten, denn sie ist für alles Menschliche taub. Wir wenden uns an all jene, die je uns und einander versprachen: "Nie wieder!" Wer jetzt schweigt, braucht uns keine Sonntagsreden mehr zu halten und soll keine Gedenksteine mehr putzen.

Bring them home!

Wo, wenn nicht hier, an jenem Platz, da Adolf Hitler seinen Terror über dieses Land verkündete, und wann, wenn nicht jetzt? Wann, wenn nicht jetzt, gilt es, endlich einzulösen, was so oft uns Juden zugesichert wurde. Es kann keinen redlichen Kampf gegen Antisemitismus geben ohne Solidarität mit Israels Existenz, ohne Solidarität mit Israel. Es kann keinen Sieg über Hamas geben, ohne Freiheit für alle Geiseln. Wir werden die islamistischen Mordbanden nur besiegen, wenn wir jeden Rassismus bekämpfen, denn nicht muslimische Menschen sind unsere Feinde, sondern die Verbrechermilizen des Dschihadismus und ihrer Sympathisantinnen und Sympathisanten.

"Bring them home" ist die Parole des Tages, denn solange die Hamas einen einzigen dieser 240 Menschen unter Tag und in finsterer Erde festhält, wird auch kein Palästinenser und keine Palästinenserin frei sein. Wir wollen die Freiheit für alle 240 Geiseln, sodass ganz Israel, sodass die gesamte Welt keine Geisel des mörderischen Dschihadismus mehr ist. Damit Juden, Christen, Muslime oder auch Ungläubige in Frieden, Sicherheit und Würde leben können, soll die Losung nun lauten: "Bring them home! Let my people go! Am Israel Chai!" (Doron Rabinovici, 3.11.2023)