Einzelne Buchstaben in Schreibschrift hängen an einer Schnur an der Wand einer Klasse. 
In einer Schule in Floridsdorf wurden von Schülern auch von Anti-Israel-Demos bekannte Slogans wie "From the river to the sea" gerufen.
APA/EVA MANHART

Es ist nicht das erste Mal, dass der Wiener Schuldirektor Christian Klar vor Radikalisierung und Mobbing im Namen des Islam im Klassenzimmer warnt. Mit dem Krieg in Nahost würden verschiedene Entwicklungen wieder verstärkt zutage treten. Klar leitet eine Brennpunktschule in Floridsdorf und ist auch politisch tätig: als Bildungssprecher der ÖVP im 21. Bezirk sowie als Bezirksvorsteher-Stellvertreter.

Klar berichtete davon, dass nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel eine "klar judenfeindliche und israelfeindliche Haltung in der Schule" zutage getreten sei, wie er auf Ö1sagte. Er habe das auch in einigen Klassen persönlich mit den Schülerinnen und Schülern besprochen. "Aber ich glaube nicht, dass ich bis ins Innere durchgekommen bin bei den Kindern." Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler in der Neuen Mittelschule im 21. Bezirk seien muslimisch.

Klar erzählt im Gespräch mit dem STANDARD, dass bereits von antiisraelischen Demonstrationen bekannte Slogans wie "Free Palestine" oder "From the river to the sea" durch die Schulgänge gerufen worden seien. In zwei Klassen herrschte laut Klar eine derart angespannte und aggressive Stimmung, dass die Lehrkräfte den Direktor bei einer Diskussion zur Unterstützung holen mussten. Der Tenor bei problematischen Schülerinnen und Schülern sei eindeutig: "Israel ist böse, Hamas ist gut", sagt Klar. "Und wenn wir näher nachfragen, heißt es: Das haben wir so bei Tiktok gelernt."

Der Direktor verweist darauf, dass ihm auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Neuen Mittelschulen und Gymnasium berichtet hätten, dass dort massiv für die Hamas und gegen Israel Stimmung gemacht wird.

Schuldirektor für Abaja-Verbot in der Schule

Klar hatte dem STANDARD bereits im Jahr 2015 von Beobachtungen an seiner Schule berichtet, wonach sich teilweise islamistisches Gehabe breitgemacht habe. 2018 sagte er in einem Interview mit dem STANDARD: "Gewaltausbrüche gehören zum Alltag." Klar nannte auch das Phänomen von Religionswächtern, die Druck auf Mitschüler ausüben würden. Am Dienstag sagte er zu den neuen Entwicklungen rund um den Krieg in Nahost, dass man nun an seiner Schule "mehr als nur die Spitze des Eisbergs" sehe.

Erst vor wenigen Wochen habe es mit einer Mutter einen Konflikt gegeben, erzählt Klar. Die Tochter sei mit dem islamischen Kleidungsstück Abaja und einem Kopftuch, das Teile des Gesichts verdeckte, in der Schule aufgetaucht. "Ich habe auf das Vermummungsverbot verwiesen und darauf, dass das gesamte Gesicht frei bleiben muss", sagte Klar. "Die Mutter war fuchsteufelswild." Um Situationen wie diese zu vermeiden, würde Klar ein Abaja-Verbot in der Schule präferieren.

Bildungsdirektion gegen externe Securitys an Schulen

Der Direktor unterstützt auch den vom Lehrergewerkschafter Thomas Krebs geäußerten Vorschlag von externen Schul-Security-Kräften. Das würde Lehrkräfte entlasten.

Aus der Bildungsdirektion gibt es dazu ein klares Nein. "Wir halten den Vorschlag nicht für zielführend", heißt es auf Anfrage. Es sei unklar, welche Aufgabe diese Security-Kräfte haben sollten und welche Handlungsmöglichkeiten sie hätten. Stattdessen wird auf Angebote verwiesen, die Schulen bei Themen wie Extremismusprävention, Radikalisierung und Antisemitismus unterstützen würden. Projekte wie "Likrat" der Israelitischen Kultusgemeinde sowie Schulbesuche von Rabbiner Schlomo Hofmeister und Imam Ramazan Demir würden verstärkt werden.

Gipfel zum Thema Gewalt im Dezember

Die Bildungsdirektion erstellt aktuell zudem mit Expertinnen und Experten ein konkretes Unterrichtsmaterial für alle Altersstufen zum Nahostkonflikt. Am 7. Dezember findet in der Bildungsdirektion der fünfte runde Tisch zum Thema Gewalt an Schulen statt.

Auch das Bildungsministerium verweist auf bestehende Workshops gegen Extremismus. Zudem sollen bald "Präventionsbeamte" der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) in die Schulklassen kommen und das Rechtsbewusstsein der jungen Menschen bei Themen wie Verbots- und Symbolegesetz, Menschenrechte oder Demokratie stärken. (David Krutzler 7.11.2023)