Sie enthalten Illustrationen und Sprechblasen, sind aber mehr als herkömmliche Comics, auch wenn die Grenzen zwischen diesen beiden Genres fließend sind: Graphic Novels wenden sich meist an ein erwachsenes Zielpublikum und erzählen häufig höchst anspruchsvolle Geschichten. Seit den Achtzigerjahren kennt man diese Gattung, die sich irgendwo zwischen Roman und Cartoon bewegt. In den 2000er-Jahren machte sich auf dem US-amerikanischen Buchmarkt eine regelrechte Graphic-Novel-Welle bemerkbar, deren Ausläufer später nach Europa herüberschwappten.

Mehrere Comicbücher liegen aufgeschlagen übereinander auf einem Tisch.
Comic oder Graphic Novel? Nicht immer klar zu unterscheiden.
Daniela Herger

Graphic Novels, die Wellen schlugen

Nicht selten werden Graphic Novels als Medium genutzt, um bekannte Stoffe der Weltliteratur in einem neuen Format zu präsentieren. So gibt es etwa Graphic Novels zu Thomas Bernhards "Alte Meister", Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", dem "Ulysses" von James Joyce oder Kurt Vonneguts "Schlachthof 5". Auch "Das Tagebuch der Anne Frank" findet sich unter den solcherart umgesetzten Werken.

Beispiele wie die letzteren zeigen: Nicht selten ist das Erzählte in einer Graphic Novel tiefschürfend, bedrückend und düster. In den letzten Jahren sind einige Exemplare auf den Markt gekommen, in denen dunkle Kapitel der Weltgeschichte aufgearbeitet wurden. "Ikon" schildert die Ermordung der Zarenfamilie Romanow anno 1918 in den Wirren der russischen Revolution. Es gibt eine ganze Reihe von Graphic Novels, die verschiedene Aspekte des Holocaust thematisieren. "Peršmanhof" dreht sich um ein brutales Massaker an der Zivilbevölkerung im Jahr 1945. Andere Graphic Novels widmen sich bedenklichen aktuellen und zukünftigen Entwicklungen, wie etwa "Ducks": Darin wird die kanadische Ölförderindustrie beschrieben, im Zuge derer Raubbau an Kanadas Natur betrieben wird. Auch Biographien bekannter Persönlichkeiten wurden bereits häufig in Form von Graphic Novels einem interessierten Publikum nahe gebracht – beispielsweise in "Goldjunge. Beethovens Jugendjahre", einer punkigen Comic-Biographie des Musikgenies. Und Liv Strömquist zeigt vor, dass auch feministische Themen sich in dieser Kunstform aufbereiten lassen.

Wie ist das bei Ihnen?

Lesen Sie lieber klassische Romane, oder können Sie mit Graphic Novels ebenso viel oder noch mehr anfangen? Welche haben Sie richtig beeindruckt und was machte deren besonderen Zauber aus? Haben Sie eher düstere und ernste Titel gelesen, oder kennen Sie auch heitere Beispiele für diese Gattung? Teilen Sie Ihren Lese-Tipp mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 22.11.2023)