Polaschek und Maurer
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer wollen Änderungen im Hochschulbereich umsetzen. Eine Gesetzesänderung zu Uni-Masterstudien stößt nun aber bei vielen Grünen auf Widerspruch.
IMAGO/Andreas Stroh

Künftig sollen die Unis vor Masterstudien Aufnahmetests abhalten dürfen. Das geht aus einem Entwurf zur Änderung des Universitätsgesetzes hervor, den die türkis-grüne Bundesregierung kürzlich vorgelegt hat – DER STANDARD hat berichtet. Momentan reicht im Normalfall ein Bachelorabschluss aus, um ein fachlich passendes deutschsprachiges Masterstudium zu beginnen – nur bei englischsprachigen Masterstudien können die Unis jetzt schon zusätzliche Beschränkungen vor der Aufnahme in den Master verhängen.

Mit der Novelle würde sich das ab dem kommenden Studienjahr ändern: Die Rektorate könnten bei allen Masterstudien von sich aus eine maximale Zahl an Studienanfängern festschreiben und Aufnahmeverfahren einführen. Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) sagt zwar, er beabsichtige keine "flächendeckenden Beschränkungen" vor dem Master – doch in welchem Ausmaß die Unis die neue Option tatsächlich nützen, bleibt laut dem Gesetzesentwurf letztlich ihnen überlassen.

Blimlinger verteidigt Neuerung

Wahrscheinlich ist etwa, dass die Wiener Wirtschaftsuni (WU) bald Aufnahmeverfahren einführen würde, zumal sie über Probleme mit dem großen Andrang zu einigen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Masterprogrammen klagt. Die grüne Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger spricht sich für diese Möglichkeit aus, um den Unis eine Handhabe gegen überlaufene Studien zu verschaffen: "Derzeit ist es leider so, dass die Unis die Aufnahme von Bachelorabsolventen nicht begrenzen dürfen, obwohl es im Master de facto nur begrenzte Kapazitäten gibt." Rechtzeitige Aufnahmeverfahren seien besser als Knock-out-Prüfungen im ersten Semester des Masterstudiums, die derzeit mancherorts praktiziert werden.

Mit demselben Argument plädierte der Präsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal" für die Stoßrichtung der Novelle: "Vernünftige und handwerklich gut gemachte" Zugangsregeln vor dem Master seien bei übermäßig nachgefragten Studien sinnvoll.

Wiener Grüne kritisieren falschen Weg

Den Wiener Grünen stößt das Regierungsvorhaben hingegen sauer auf. Die Landtagsabgeordnete und Bildungssprecherin der Hauptstadt-Partei, Julia Malle, wendet sich im STANDARD-Gespräch gegen den türkis-grünen Gesetzesentwurf. Ein Bachelorabschluss müsse reichen, um zu zeigen, dass Studierende für den Start des Masters bereit sind, sagt Malle: "Die Ermöglichung von Aufnahmetests vor dem Master würde den Bachelor entwerten." Auf den Studierenden laste ohnedies schon zu viel Druck: "Mit der Novellierung würde der Druck noch verschärft, das lehne ich ab."

Sie verstehe durchaus Blimlingers Punkt, dass auch die jetzige Situation nicht ideal sei, weil teilweise Knock-out-Prüfungen am Studienbeginn veranstaltet werden. Als Gegenmittel die generelle Möglichkeit für Aufnahmetests einzuführen sei aber der falsche Weg, meint Malle. Stattdessen müsse man den Unis mehr Geld geben, um die Kapazitäten zu erweitern, denn die Akademikerquote sei ohnedies ausbaufähig: "Da ist auch der Bildungsminister gefordert." Die Wiener Abgeordnete erinnert die Bundespartei an das grüne Wahlprogramm von 2019, in dem sogar der "Abbau" von bestehenden Uni-Zugangshürden gefordert wurde.

Grüne Studierende enttäuscht

Auch die grünen Studierenden (Gras), die mit Sarah Rossmann im Vorsitzteam der Hochschülerschaft (ÖH) vertreten sind, ärgern sich über die von der Bundespartei unterstützte Novelle. "Besonders bedauerlich ist, dass mit Sigi Maurer eine ehemalige ÖH-Vorsitzende die Änderung nun als Klubobfrau mitträgt", sagt Rossmann. Zusätzliche Aufnahmetests seien "ein Schlag ins Gesicht der Studierenden". Dass manche Unis unter den gegebenen Bedingungen mit Zugangsbeschränkungen liebäugeln, findet Rossmann nachvollziehbar – doch die Koalition habe es selbst in der Hand, den Hochschulen mehr Budget zu geben, damit "alle das Masterstudium betreiben können, das sie wollen".

Ähnlich reagiert die SPÖ. Die rote Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl bezeichnet das Vorhaben in einer Aussendung als "Verhöhnung der Studierenden", die Position der Grünen als Regierungspartei sei ein "Umfaller der Sonderklasse". Kuntzl glaubt, dass zusätzliche Zugangsbeschränkungen die soziale Selektivität der Studien erhöhen werden, die Verantwortung dafür werde in zweifelhafter Weise auf die Rektorate abgewälzt. Minister Polaschek müsse die Novelle, bevor sie im Frühjahr im Parlament beschlossen wird, "dringend überarbeiten", fordert die SPÖ-Abgeordnete. (Theo Anders, 23.1.2024)