Richard Schmitt ist der prägende Kopf des Portals "Exxpress" und seiner vielkritisierten redaktionellen Linie, er hält laut Firmenbuch auch 10,5 Prozent der Anteile an dem Portal. Nach seinen Worten soll das auch so bleiben: Schmitt hat keine Absicht, sich vom "Exxpress" zurückzuziehen, erklärt er auf Anfrage zu STANDARD-Infos, er würde sich von dem Portal verabschieden. Das würde ihn überraschen, sagt Schmitt, er wisse nichts davon.

"Exxpress"-Herausgeberin Eva Schütz und -Chefredakteur Richard Schmitt vor dem Start des "Exxpress" 2021.
Christian Fischer

"Mein Baby"

"Der 'Exxpress' bin ich. Warum soll ich mich zurückziehen? Das ist mein Baby", sagt Schmitt auf STANDARD-Anfrage. Wie viele Medien kämpfe der "Exxpress" mit der wirtschaftlichen Lage, alle Medien hätten Finanzierungsschwierigkeiten. Drei Jahre nach der Gründung überrasche es nicht, dass der "Exxpress" noch nicht positiv bilanziere.

Die Mehrheit am "Exxpress" hält die Unternehmerin und frühere stellvertretende Kabinettschefin im ÖVP-geführten Finanzministerium (2018/2019) Eva Schütz, maßgebliche Anteile hält auch die Liechtensteiner Libertatem-Stiftung. DER STANDARD bat Schütz ab spätem Dienstagvormittag mehrfach per Mail und Telefon um Stellungnahme zu einem kolportierten Abgang von Schmitt, den dieser auf Nachfrage nachdrücklich dementierte. Wir ergänzen eine Stellungnahme, sobald sie uns vorliegt.

Raiffeisen-Kontakte

Kolportiert, aber nicht kommentiert werden Gespräche seit Sommer 2023 mit Raiffeisen, ob der am "Kurier" und "Profil" beteiligte Finanzkonzern an einem Investment interessiert wäre. Bei Raiffeisen hieß es dazu zuletzt auf Anfrage nur sehr allgemein: "Wir schauen, was zu uns passt." Man handle, wie Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, schon ebenfalls allgemein erklärte "bewusst disruptiv zu unserem bestehenden Portfolio – im Sinne eines aktiven Beteiligungsmanagements. Wir probieren neue Dinge, die Holding soll eine aktive Beteiligungsholding sein. Wir wollen unsere Geschäftsfelder Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien weiterentwickeln. Wir prüfen auch stetig, ob wir zwischen unseren Beteiligungen Synergien heben können. Wir setzen bei den Beteiligungen auf fortlaufende Überlegungen und Weiterentwicklungen und setzen mutig neue Schritte."

Extremboulevardist Richard Schmitts krawallige redaktionelle Positionierung des "Exxpress", dem etwa die Übernahme russischer Narrative und Propaganda vorgeworfen wird, was dieser schon entschieden zurückwies, könnte einem solchen Investment womöglich im Wege stehen, wird in der Branche spekuliert.

"Heute" und "Krone.at"

Richard Schmitt war Chefredakteur der Mediaprint-Gratiszeitung "U-Express" und von "Heute", er hat bei der "Krone" begonnen und nach "Heute" dort "Krone.at" groß gemacht. Lobende Äußerungen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im 2019 bekanntgewordenen Ibiza-Video, in dem Strache auch über eine "Krone"-Übernahme fantasierte, entschieden einen "Krone"-internen Machtkampf zwischen "Krone.at"-Chef Schmitt und "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann. Schmitt verließ die "Krone" nach interner Versetzung, heuerte für einige Monate bei "Oe24" an und gründete danach mit Eva Schütz den "Exxpress".

Die Plattform sorgte zuletzt für Diskussionen wegen eines mit längerer Verzögerung gelöschten Postings mit einem Mordaufruf gegen ORF-Journalistinnen und -Journalisten, auf das ORF-Anchor Armin Wolf aufmerksam machte. (fid, 23.1.2024)