Richard Schmitt, Gründungschefredakteur und Minderheitsgesellschafter der Plattform "Exxpress", verabschiedete sich – einen Tag nach dem Dementi gegenüber dem STANDARD – via Twitter eher vage von dem Medium. Herausgeberin und Mehrheitseigentümerin Eva Schütz, die auf mehrere diesbezügliche STANDARD-Anfragen vom Dienstag nicht reagierte, bestätigte nun am Mittwoch Schmitts Abgang gegenüber dem STANDARD. Das Medium solle sich nun "thematisch breiter aufstellen".

Chefredakteur Richard Schmitt und Herausgeberin Eva Schütz vor dem Start des
Chefredakteur Richard Schmitt und Herausgeberin Eva Schütz vor dem Start des "Exxpress" 2021.
Christian Fischer

Schütz übernehme seinen Anteil von rund zehn Prozent mit ihrer Beteiligungsgesellschaft, die bereits mehr als 50 Prozent am "Exxpress" hält. "Zurzeit" sei keine Erweiterung des Gesellschafterkreises geplant, erklärt die Herausgeberin auf Anfrage zu kolportierten Gesprächen mit dem Finanzkonzern Raiffeisen über eine mögliche Beteiligung am "Exxpress".

Eva Schütz kündigt mit dem Abgang von Schmitt eine "Neuausrichtung" und "Verbreiterung" des Mediums als "nächste Schritte" an. Sie selbst werde die Redaktion vorläufig führen, bis die Nachfolge geklärt sei.

Schmitt habe das Medium "toll aufgebaut", er habe ihren "vollen Respekt" für diese Arbeit. Das Medium solle künftig "nicht nur das, was wir jetzt tun", abdecken. Es habe sich da "gut ergeben, dass Schmitt etwas Neues versuchen" wolle. Schütz bestätigte Schmitts am Mittwoch via X etwas vage kundgetanen Abgang zunächst dem Branchenmedium "Horizont".

"Zweifelsohne" Schmitts "Baby"

"Es ist zweifelsohne sein Herzensprojekt und sein Baby, für das er als Chefredakteur Tag und Nacht unermüdlich gearbeitet hat", bezog sich Schütz am Mittwoch in einem Statement zum Abgang auf Schmitts Dementi gegenüber dem STANDARD am Vortag: "Der 'Exxpress' bin ich. Warum soll ich mich zurückziehen? Das ist mein Baby", sagte Schmitt noch am Dienstag zu STANDARD-Infos, er würde das Medium verlassen.

Schütz in ihrer Erklärung: "In den letzten Monaten haben sowohl Richard Schmitt als auch ich als Herausgeberin an einer Neuorientierung gearbeitet. Richard Schmitt widmet sich künftig neuen eigenen Projekten, während ich mich als Herausgeberin auf die Weiterentwicklung und Positionierung des 'Exxpress' konzentriere."

Schmitts "Blick nach Europa" und Berlin

Am Mittwoch, einen Tag nach dem Dementi, twitterte Schmitt "das letzte Foto für die nächsten Wochen aus unserem TV-Studio". Und: Seit Sommer "fokussiere ich mich bereits – wie sich offenbar schon in Wien etwas herumgesprochen hat – auf diese neuen interessanten Projekte". Er arbeite "an einem deutschsprachigen Format, das den Blick nach Europa und auf seine Politiker richtet". Fotos werde es in Zukunft "eher vom Attersee, aus Griechenland und vermutlich aus Berlin" geben. Schmitts Familie kommt aus Oberösterreich.

Der Boulevardjournalist war schon Chefredakteur von "U-Express" und "Heute" sowie von krone.at, dessen Zugriffszahlen er auch im thematischen Social-Media-Zusammenspiel mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hochpushte. Als Straches Ibiza-Video 2019 bekannt wurde, in dem er einerseits Schmitt lobte, andererseits von der Übernahme und blauen Ausrichtung der "Krone" fantasierte, wurde Schmitt erst intern versetzt. Wenige Wochen später verließ er die "Krone" und ging für ein paar Monate zu oe24.at und oe24.tv, bevor er mit der Unternehmerin und ehemaligen stellvertretenden Kabinettschefin im ÖVP-geführten Finanzministerium den "Exxpress" gründete.

Posting mit Mordaufruf

Schmitts extremer Boulevardkurs sorgte für heftige Diskussionen und Kritik in der öffentlichen Wahrnehmung, ihm wurde insbesondere vorgeworfen, russische Narrative und Propaganda zu verbreiten. Zuletzt sorgte ein verzögert gelöschtes Posting mit einem Mordaufruf gegen ORF-Journalistinnen und -Journalisten für massive Kritik.

Gespräche mit Raiffeisen kolportiert

In den vergangenen Monaten wurden Gespräche mit "Kurier"-Eigentümer Raiffeisen über einen Einstieg beim "Exxpress" kolportiert, ebenso Gespräche aus dem Raiffeisen-Umfeld mit möglichen neuen Chefredakteuren. Auf STANDARD-Anfrage zu Jahresbeginn nach Beteiligungsabsichten kamen nur allgemeine Aussagen zum Beteiligungsmanagement, aber kein Dementi.

Bei Raiffeisen hieß es damals auf Anfrage etwa: "Wir schauen, was zu uns passt." Man handle, wie Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, schon ebenfalls allgemein erklärte, "bewusst disruptiv zu unserem bestehenden Portfolio – im Sinne eines aktiven Beteiligungsmanagements. Wir probieren neue Dinge, die Holding soll eine aktive Beteiligungsholding sein. Wir wollen unsere Geschäftsfelder Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien weiterentwickeln. Wir prüfen auch stetig, ob wir zwischen unseren Beteiligungen Synergien heben können. Wir setzen bei den Beteiligungen auf fortlaufende Überlegungen und Weiterentwicklungen und setzen mutig neue Schritte." (fid, 24.1.2024)