Bar, Drinks, Cocktails, Nightlife
Wie steht es um die Nachteulen in heimischen Bars und Lokalen?
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Rund um die U-Bahn-Station Taborstraße gibt es zwei Möglichkeiten, um zu später Stunde noch zu versumpern: die Diskothek Bricks und die Hammond Bar. In Letztere kam auch Sigrid Schot einst als Gast, mittlerweile ist sie Inhaberin der feschen Cocktailbar. "Die magische Zwölf ist aber nunmehr eine magische Elf", sagt sie und umschreibt damit, dass das Gros ihrer Gäste nicht mehr bis Mitternacht bleibt, sondern schon eine Stunde früher heimgeht. Die Öffnungszeiten habe sie daher nach der Pandemie angepasst, offen ist an Werktagen nur mehr bis ein Uhr. Das spürt man in der Kassa der Hammond Bar, wurde dort zwischen ein und drei Uhr früher der gleiche Umsatz gemacht wie in all den Stunden vor Mitternacht. Viele Gäste seien heutzutage auch sehr konsequent darin, nur einen einzigen Drink zu nehmen und dann wieder zu gehen. Dass generell weniger konsumiert wird, kann Schot aber nicht feststellen. Ist das nicht erstaunlich trotz allgemeiner Teuerung? "Ich gehe selbst gerne aus, aber 17 Euro für einen Cocktail überschreiten meine Schmerzgrenze", sagt die Barfrau. Deshalb habe sie die Preise für Cocktails in der Hammond Bar zuletzt sogar gesenkt. Möglich sei das vor allem durch einen effizienteren Einkauf gewesen.

Das Francis ist eine Mischung aus Café, Bar und Bistro, in dem auch immer wieder Live-Musik zu hören ist. Es liegt zentral in der Wiener Weihburggasse, nicht weit vom Ronacher entfernt. Sperrstunde ist von Montag bis Donnerstag um zwei Uhr morgens, Freitag und Samstag erst um vier Uhr, sonntags um Mitternacht. Wirt Harri Schlauss, der hier schon einige Nächte hinter und vor der Theke verbrachte, sieht die Angelegenheit entspannt: "Ich glaube, das Ganze hat sehr viel mit dem Personal zu tun. Wenn hinter der Bar, vor allem in kleineren Lokalen, jemand steht, der gut mit den Gästen kommuniziert, wirkt sich das sehr stark auf die Zeitdauer aus, die man verweilt. Wenn der Funken nicht überspringt, gehen die Leute früher."

Es gehe einfach um die richtige Atmosphäre, die einen erfüllten Abend ausmache. Dass die Menschen zeitiger heimgehen als früher, kann der Gastronom nicht bestätigen. Das Sitz- und Stehfleisch hänge auch mit dem Alter zusammen. "Älteren Leuten fehlt halt oft die Energie, um regelmäßig picken zu bleiben und zu konsumieren." Die Jüngeren seien durchaus motiviert zu verweilen, meint Schlauss. Auch wenn das Lokal bis vier Uhr geöffnet hat, wie dies freitags und samstags der Fall ist, werde diese Sperrstunde noch immer ausgereizt. "Viele kommen noch zu später Stunde aus anderen Lokalen, die bereits zusperren, andere kommen von einer Vorstellung aus dem Ronacher, und eine dritte Gruppe besteht aus jenen Gästen, die selbst in der Gastronomie tätig sind und nach Feierabend vorbeischauen. Es gibt sozusagen einen 'zweiten Schwung'." Die Sperrstunde vorzuverlegen kommt Harri Schlauss mitnichten in den Sinn.

Francis, Bar, Bistro
Julia und Benjamin vom Francis-Team in der Wiener Innenstadt.
privat

David Lindinger führt seit Ende 2019 die New Bar in der Wiener Leopoldstadt. Dass es seine Kundschaft früher nach Hause zieht, kann er nicht bestätigen. Das Bedürfnis, sich nach der Arbeit an neutralen Orten zum Kommunizieren zu treffen, bleibe stabil. Lindinger öffnet sein Lokal um 17 Uhr und hat bis zwei Uhr in der Früh offen: "Es gibt definitiv eine Nachfrage nach längerem Trinken", dass er um zwei schließe, sei auch seinen persönlichen Lebensumständen geschuldet. Was er aber beobachtet: Es wird nicht weniger, dafür bedachter und weniger harter Alkohol konsumiert. "Statt eines Schnapses wird lieber ein Spritzer, an dem man länger etwas hat, getrunken." 2022 nach Beendigung der Corona-Maßnahmen habe es einen Feierschub mit vielen Schnapsrunden gegeben: "Das ist rückläufig."

Zu etwa 60 Prozent geht in der New Bar Bier über die Theke, gleichzeitig sei der Konsum von alkoholfreien Alternativen gestiegen. Social-Media-Trends wie Dry January oder Sober October seien spürbar, sagt Lindinger. Der Lokalbetreiber ist sich sicher: "Das Konsumverhalten der kommenden Generationen wird sich verändern." Die Jüngeren hätten bereits jetzt ein größeres sportliches Bewusstsein, unter ihnen habe Alkohol kein ausschließlich positives Image. (maik, saum, feld, 24.5.2024)