Schilling Grüne EU
Im Zentrum der Berichterstattung: die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling.
Foto: Christian Fischer

(7. Mai 2024, später Nachmittag. Kaffeehaus. An einem der Tische ein älterer und ein jüngerer Mitarbeiter eines österreichischen Nachrichtenmagazins.)

DER JÜNGERE (mit Blick auf sein Handy): Jetzt ist es so weit, morgen steht das im STANDARD mit der Schilling. Was glaubst du, was sie jetzt tun werden, die Grünen? Also, ich persönlich bin fast sicher, sie werden ihr die Mauer machen. Sie werden gleich in der Früh eine Pressekonferenz einberufen und wie eine Phalanx um sie herumstehen und sagen, es ist alles eine konzertierte Schmutzkübelkampagne, weil sie eine junge Frau ist und gute Umfragewerte hat.

DER ÄLTERE (nickt): Klüger wäre natürlich, die Schilling gibt eine Erklärung ab, wo steht, ja, ich habe einen Fehler gemacht, das tut mir leid, und die Grünen signalisieren, wir nehmen die Vorhaltungen ernst, wir werden prüfen und informieren, weil schließlich kommen die Vorwürfe von unseren Parteifreunden aus dem erweiterten Öko-Milieu und so weiter.

DER JÜNGERE: Und wir? Was machen wir?

DER ÄLTERE: Genau das. Genau das werden wir schreiben nächste Woche.

DER JÜNGERE: Aber was, wenn ich mich irre und die Grünen tun das, was du jetzt gesagt hast?

DER ÄLTERE: In dem Fall schreiben wir, es wäre klüger gewesen, die Parteiführung hätte nicht lang herumgeeiert, sondern sofort eine Pressekonferenz einberufen und sich wie eine Phalanx hinter ihre Kandidatin gestellt, weil es sich offensichtlich um eine konzertierte Schmutzkübelkampagne gegen eine junge Frau und so weiter und so weiter.

DER JÜNGERE (irritiert): Aber was ist jetzt das Richtige?

DER ÄLTERE: Ach, mein Lieber, wen interessiert schon das Richtige? Wichtig ist doch nur, dass die Leserschaft weiß, dass wir es besser wissen.

(Vorhang)

Material: "Der Fall Lena Schilling" – Falter 20/24