Das Gastland-Motto "Mea ois wia mia" bewies sich in Leipzig mit viel Charme.

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Entspannt, sympathisch, schräg – so wird Österreich von der Leipziger Buchmesse in Erinnerung bleiben. Unser Image beim großen Nachbarn wird sich also nicht wesentlich ändern – aber dafür werden heimische Autoren dort ja gern gelesen. Das hat der Publikumsandrang gezeigt. Katja Gassers Gastlandprogramm hat neben dem Verkäuflichen aber auch Abseitigem, Politischem Raum gegeben und Österreichs Charme mit jungen Autorinnen frischen Wind eingeblasen. Es hat viel, vielleicht sogar alles richtig gemacht. Und man hat aus der Not der Verschiebung um ein Jahr eine Tugend gemacht und in der Zwischenzeit deutsche Städte beackert. Man hat gewagt und gewonnen! Das war innovativ, das können wir uns auf die Visitenkarte und hinter die Ohren schreiben.

Ob die Verkäufe im Nachgang dieses ideellen Sieges anziehen werden? Das wird man erst in einiger Zeit sehen, wenn überhaupt. Die Branche ist mit hohen Produktionskosten und sinkenden Absätzen in einer unübersichtlichen Phase. Wenn heimische Verlage in Deutschland mit nur einem Prozent Marktanteil unterrepräsentiert sind, trügt das Bild insofern, als gerade die erfolgreichsten hiesigen Autoren in deutschen Verlagen publizieren. Gegen deren größenbedingte Vorteile kann man wenig machen. Als Softpower sind wir groß, in vielen Nischen auch. Das verdankt sich einer beispiellosen Förderstruktur und zahlt à la longue hinsichtlich Vielfalt und Qualität mehr aufs Konto ein als der nächste Bestseller. (Michael Wurmitzer, 1.5.2023)