Was war Ihr erster Kontakt mit Sex? Also abgesehen vom richtigen Ding, das viele von uns in Teenagerjahren erleben? Für viele war es so wie bei mir die Entdeckung eines verstaubten Sexhefts in einem Kasten im Keller. Über meine Erinnerung hat sich ein Schleier gelegt – ob es eine Ausgabe von "Schlüsselloch", "Coupé", "Praline" oder doch "ÖKM" war, ich kann es nicht mehr sagen.

Aber diese Entdeckung war mein erster Kontakt mit diesem sogenannten Sex. Also dem "real thing", nicht dem, was man nur angedeutet in Filmen oder spätnachts in den Hotlinewerbungen sah. Nein, man erkannte alles, die Genitalien und den Sex. Kein Vergleich zur "Bravo", die ich damals als Teenie regelmäßig in den Händen hielt. Klar, die Poster und Starschnitte waren schön und gut, aber die Dr.-Sommer-Seiten, auf denen sich Männer und Frauen nackt porträtieren ließen, waren in dem Alter das wirklich Spannende. Hihi, Penis, hihi, Busen, hihi, Schambehaarung. Und dann wurde meine Welt ein wenig auf den Kopf gestellt. So schaut das also aus, aha, diese Stellungen gibt's, so geht das also, das, von dem ich bisher nur gehört oder Ansätze davon gesehen hatte. Es war faszinierend, erregend und furchteinflößend zugleich. Das werde ich auch einmal machen (müssen)?

Sexheft Porno Magazin
Der erste richtige Kontakt mit Sex und Pornografie: das Sexheftl.
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Aber warum war das Pornomagazin im Keller so wichtig? Es war für so lange Zeit mein einziger Zugang zu Sex. Es war Anfang der Nullerjahre, ich elf, zwölf oder 13, der Internetanschluss hatte es noch nicht zu uns aufs abgelegene Land geschafft und damit auch kein Zugang zu richtiger Pornografie. Ich konnte es im Privaten, ganz allein, anschauen. Die jüngeren Leserinnen und Leser denken sich jetzt sicher, was für ein Boomer-Geschwafel. Wir hatten damals ja nix anderes! Heute findet man diese Heftchen noch in ausgewählten Trafiken oder Tankstellen, aber der Höhepunkt ist schon lange vorbei. Sie sind aus der Zeit gefallen, mit dem Handy können heute Hardcore-Pornos sekundenschnell aufgerufen werden.

Ich habe nie jemandem davon erzählt, dass ich das Heft gefunden habe. Immer wieder habe ich mich in den Keller gestohlen, um es durchzublättern, dann sorgfältig zurückgelegt, damit es nicht auffällt. Vielleicht liegt es noch heute dort und wartet darauf, wiederentdeckt zu werden. (Kevin Recher, 3.9.2023)