Studien bestätigten wiederholt, dass die soziale Herkunft eines Menschen sich stark auf seine Schullaufbahn auswirkt. Bildung wird bis zu einem gewissen Grad vererbt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Söhne und Töchter von Akademikerinnen und Akademikern selbst ein Studium beginnen werden, ist demzufolge höher. Umgekehrt ist ein Aufstieg unwahrscheinlicher, wenn man einer Familie entstammt, die als eher bildungsfern gilt. Kinder mit einem solchen Background besuchen seltener höhere Schulen – selbst bei gleicher Leistung. Gelingt es jedoch, diesen Statistiken zum Trotz einen Bildungsweg einzuschlagen, der sich von jenem der Eltern und Verwandten stark unterscheidet, kann man sich manchmal zwischen zwei Welten fühlen.

Studierende in einem Hörsaal
Im studentischen Umfeld muss man sich erst einmal zurechtfinden.
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Zwischen zwei Welten

Beginnt man als erste Person in der Familie ein Hochschulstudium, findet man sich in einer vollkommen neuen Lebenswelt wieder, die sich vielleicht stark von der gewohnten unterscheidet. Man betritt Neuland, in dem sich vieles noch fremd anfühlt, etwa die akademischen Gepflogenheiten, die Ausdrucksweise der Professorinnen und Professoren oder auch der Studienkolleginnen und Studienkollen. Dabei kann es auch sein, dass man im universitären Umfeld das Gefühl hat, nicht ganz dazuzugehören. Vielleicht war der eigene Bildungsweg nicht ganz so geradlinig vorgezeichnet wie bei anderen, in deren Elternhaus es eine Selbstverständlichkeit war, dass auch sie studieren würden, und die auf diesem Weg unterstützt worden sind. Man bemüht sich, seinen Platz in diesem Setting zu finden, und gewöhnt sich dabei nach und nach eine neue Denkweise oder auch Ausdrucksweise an, die sich stark von der des familiären Umfelds unterscheidet.

Verbringt man dann wieder Zeit mit seiner Familie, tut man sich aber vielleicht auch dort schwer, weil man sich durch seine Erfahrungen mit der ungewohnten anderen Welt zerrissen fühlt. Das Umfeld, in der man sich nun die meiste Zeit bewegt, kann sich so anders anfühlen, dass man sich zuweilen gar nicht mehr sicher ist, wo man denn nun hingehört. Man erlebt es vielleicht so, dass Eltern und andere Verwandte nicht nachvollziehen können, womit man sich den ganzen Tag beschäftigt. Auch kann dabei offensichtlich werden, wie anders man selbst manche Themen inzwischen wahrnimmt – im starken Kontrast zur Wahrnehmung seiner Herkunftsfamilie.

Wie war das bei Ihnen?

Gab es bei Ihnen große Unterschiede zwischen der Bildungslaufbahn Ihrer Eltern und Ihrer eigenen? Inwiefern haben Sie sich dadurch zwischen zwei Welten gefühlt? In welchen Situationen hat sich das besonders bemerkbar gemacht? Ist Ihnen das Einleben auf der Universität generell schwer gefallen? Und hat Ihr Bildungsaufstieg Ihre Beziehung zu Ihrer Familie verändert? Teilen Sie Ihre Erfahrungen! (Daniela Herger, 12.10.2023)