Frau hält sich die Ohren zu.
Manche Aussagen zeugen von einer veralteten Sicht auf die Jobwelt. Hier eine kleine Auswahl.
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Es gibt einige Sätze im Arbeitsalltag, die fest zu unserer beruflichen Kommunikationsart gehören. Fünf von diesen problematischen Aussagen sollten dringend hinterfragt werden.

"Das haben wir schon immer so gemacht"

Mit dieser Aussage ist definitiv kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Es ist schlicht nicht mehr ökonomisch vertretbar, diesen Satz im Unternehmen als Begründung zu nennen, um sich gegen Veränderungen zu positionieren. Künstliche Intelligenz, Fachkräftemangel und Digitalisierung haben uns schon längstens eingeholt – wenn nicht sogar schon überholt. Sich an neue Begebenheiten anzupassen ist eine Notwendigkeit geworden.

Das ist allerdings noch kein Grund, Veränderungen romantisieren. Neue Prozesse zu implementieren kann eine Herkulesaufgabe sein. Menschen werden aus ihren Routinen gerissen, gedankliche Barrieren müssen überwunden werden, und die Arbeitsaufgaben können sich komplett verändern. Man muss vielleicht sogar seine Rolle neu definieren und seine eigenen Haltungen hinterfragen. Der Satz "Das haben wir schon immer so gemacht" impliziert auch ein Machtgefälle. Die vermeintliche Überlegenheit wird unreflektiert ausgenutzt, um die andere Person zum Schweigen zu bringen – und das ohne inhaltliche Erklärung oder die Möglichkeit, Neues zu verhandeln. Gerade in einer Zeit, in der das Arbeiten auf Augenhöhe von den Mitarbeitenden immer häufiger verlangt wird, zeugt dieser Satz von einer veralteten Einstellung.

"Diese Weiterbildung können wir nicht genehmigen"

Bei der großen Weiterbildungsstudie 2023 der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung kam heraus: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wird Weiterbildung in den kommenden Jahren größere Bedeutung einräumen als bisher. Mit dem Einzug der künstlichen Intelligenz wird es bald unumgänglich werden, sich gerade in diesem Bereich weiterzubilden. Die Umfrage "Digital Skills Barometer" zeigte auch, dass bei den digitalen Fähigkeiten, beim Problemlösen und der Innovation, noch viel Lernbedarf besteht.

Erschreckenderweise gaben allerdings die meisten der 3700 Befragten an, dass sie sehr selten oder noch nie eine digitale Weiterbildung ihres Arbeitgebers angeboten bekommen haben. Aber trotzdem sollten Firmen solche Fortbildungen unbedingt anbieten und genehmigen, damit Unternehmen für neue Mitarbeitende und jüngere Zielgruppen attraktiv bleiben oder werden. Denn gerade Jüngere haben eine hohe Wechselbereitschaft, wenn ihnen zum Beispiel die Arbeitsaufgaben nicht mehr gefallen, wie zwei Forsa-Umfragen der Jobplattform Xing zeigt. Auch wenn das Budget aufgrund der wirtschaftlichen Lage in vielen Branchen knapper sein wird, lohnt es sich genau zu überlegen, ob an Weiterbildungsmöglichkeiten gespart werden sollte.

"Homeoffice ist bei uns nicht möglich"

„Flexibles Arbeiten sehen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Generationen schon als Selbstverständlichkeit an. Klassisches Homeoffice wird dadurch immer mehr zum Hygienefaktor, der unbedingt erfüllt sein sollte", sagt Christian Havranek von Deloitte Österreich. Allerdings wurden im Jahr 2023 wieder mehr Mitarbeitende in die Büros zurückgerufen. Unternehmen wie Zoom, Amazon, Meta und viele weitere schränkten das unbegrenzte Arbeiten von zu Hause aus ein. Diese Angestellten müssen nun wieder mehrere Tage vor Ort anwesend sein.

Klar ist allerdings, dass in vielen Branchen Homeoffice aufgrund der Tätigkeit nicht möglich ist. Ein weiterer Faktor, den man nicht vergessen sollte, ist jener, dass die Führung von Teams, die nicht vor Ort sind, eventuell herausfordernd sein kann. 1500 Managerinnen und Manager, die für den sogenannten Hernstein-Report 2023 befragt wurden, meinen, dass Arbeitsformen wie Remote Work neue Führungskonzepte notwendig machen. Aber Homeoffice lohnt sich trotzdem, denn die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Das Pendeln fällt weg, Beruf und Sorgearbeit lassen sich besser vereinen, und ein konzentrierteres Arbeiten ist möglich – wenn zu Hause nicht zu viele Ablenkungen oder Verpflichtungen auf einen warten.

"Barrierefreie Arbeitsplätze haben wir nicht"

Österreich hat 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben. Im August wurde überprüft, ob diese von Österreich umgesetzt wurde. Das Ergebnis ist beschämend. Es wurden grobe Mängel und Rückschritte festgestellt, vor allem im Bereich Bildung, Barrierefreiheit, De-Institutionalisierung und Föderalismus. Unternehmen müssen je 25 Mitarbeitende eine "begünstigte behinderte Person" einstellen oder eine Ausgleichstaxe ab 292 Euro monatlich bezahlen.

Wie eine investigative Recherche der Medien "Dossier" und "Andererseits" zeigt, erfüllen nur die wenigsten Unternehmen ihre Pflicht, Personen mit Behinderung einstellten. Sie bekamen eine Liste mit 20.000 österreichischen Arbeitgebern zugespielt. Nur 22,4 Prozent davon erfüllten diese Beschäftigungspflicht. Wenn die Arbeitswelt wirklich inklusiv werden soll, müssen Unternehmen die Tätigkeiten, das Arbeitsumfeld und ihre Bedingungen so gestalten, dass Menschen mit Behinderungen am Betrieb teilhaben können. Und natürlich müssen Firmen überhaupt den Willen zeigen, diese Personengruppe anzustellen. Momentan werben viele Unternehmen damit, Diversität zu leben. Dazu gehört eben, auch jene Menschen zu inkludieren, die bis jetzt vielerorts de facto ausgeschlossen werden. Diversitätsbekundungen dürfen keine bloßen Lippenbekenntnisse sein.

"Dafür sind Sie zu jung/alt"

Zu jung für die Führungsposition, zu alt für einen Karrierewechsel? Manchmal wird dieses Vorurteil nicht ausgesprochen, aber gedacht und angewandt. Das ist ein Problem. Diskriminierung aufgrund des Alters gibt es in der Arbeitswelt immer noch. Dieses Denken sollte aber allerspätestens 2024 aus der Arbeitswelt verbannt werden. Durch den demografischen Wandel kommen in der Jobwelt mittlerweile vier unterschiedliche Generationen zusammen. Platz für negative Vorurteile gegenüber Jung und Alt sollte es deshalb eigentlich nicht mehr geben – oder sie sollten zumindest so schnell wie möglich abgebaut werden.

Aufgrund der vielen Pensionierungen in den nächsten Jahren sind Arbeitgeber einerseits gut beraten, ihre älteren Mitarbeitenden noch länger an sich zu binden; ihnen weiterhin Vertrauen zu schenken, Kompetenz zu zutrauen oder sie gar zu fördern. Andererseits wird der Anteil jüngerer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden Jahren weiterhin steigen. Arbeitet man mit diesen nicht auf Augenhöhe, was besonders den jungen Generationen sehr wichtig ist, werden sie einfach zur nächsten Firma wechseln, wie Daten eindeutig zeigen. Übrigens: Auch andere Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, Religion oder Sexualität wird immer seltener geduldet. Den Diversitätsversprechen sollten deshalb auch Taten folgen.

Welche Sätze möchten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, im Arbeitsalltag nicht mehr hören? Schreiben Sie es uns in die Kommentare. (Natascha Ickert, 3.1.2024)