An manchen Schulen wird Kindern die Freude am Schreiben mit i-Tüpferl-Reiterei bei der Rechtschreibung ausgetrieben.
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Was ist schon ein Feler? Okay, dass in diesem Satz ein h fehlt, ist wohl Konsens. Verständlich ist er dennoch. Auch an der Aussprache ändert das h wenig bis nichts, es ist ja stumm. Vielleicht ist Rechtschreibung also gar nicht so wichtig, wie wir manchmal glauben?

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Selbstverständlich erfüllt die Normierung unserer Schriftsprache eine Funktion. Aber wie bei jeder Regel lautet die entscheidende Frage: Wie ernst nimmt man sie? Wer kontrolliert sie zu welchem Zweck – und wer muss sie wofür lernen?

"Chat-Kürzel, Emojis und geschlechtergerechte Sprachformen machen unsere Sprache reicher."

Oft genug zeigen etwa selbsternannte Bildungsbürger ihre vermeintliche Überlegenheit durch Korrekturen, die nicht notwendig wären. An manchen (nicht allen!) Schulen wird Kindern die Freude am Schreiben mit i-Tüpferl-Reiterei bei der Rechtschreibung ausgetrieben. Auch in Zeiten von Autokorrektur und künstlicher Intelligenz bleibt es sicher wichtig, korrekt schreiben zu können. Doch Kreativität, die keine Maschine lernen kann, wird in Zukunft umso wichtiger. Das Ignorieren dieser Normen hat diese Kreativität befeuert: Chat-Kürzel, Emojis und geschlechtergerechte Sprachformen machen unsere Sprache reicher.

Rechtschreibung erfüllt ihren Zweck. Aber sie soll keine Sprachetikette sein, die nichtkundige Menschen ausschließt und den Spaß am kreativen Kommunizieren bremst. vielleicht fangen wir mit dem ende der großschreibung an. (Sebastian Fellner, 10.2.2023)