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Wien – Der ORF-Redaktionsausschuss, das sind ORF-Redaktionssprecherinnen und ORF-Redaktionssprecher aus allen Bereichen (Radio, TV, Online, Teletext und Landesstudios) hat am Tag der Pressefreiheit – einstimmig eine Resolution beschlossen (siehe unten im Wortlaut). "Wir haben Verständnis für die wirtschaftlichen Probleme der privaten Medienbetreiber. Es liegt aber nicht in der Verantwortung des ORF, dass internationale Online-Konzerne wie Google, Facebook oder Amazon ohne nennenswerte programmliche Leistungen in Österreich mehr als die Hälfte der Werbegelder abziehen. Die heimische Medienlandschaft wäre ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk als verlässliches und öffentlich finanziertes Qualitätsangebot dramatisch schlechter aufgestellt", heißt es darin.

Die Debatte um das neue ORF-Gesetz in den vergangenen Tagen habe "absurde Züge angenommen und Grenzen überschritten: Private Medien berichten über das neue ORF-Gesetz, als würde damit der Niedergang von Meinungsfreiheit und Demokratie einhergehen."

Teile des Entwurfs "besorgniserregend"

"Grundsätzlich begrüßen wir den vorliegenden Entwurf zur Novelle des ORF-Gesetzes. Weil damit eine staatsferne Finanzierung sichergestellt ist – also nicht aus dem Bundesbudget, über das die jeweiligen Regierungsparteien entscheiden. Eine Finanzierung aus dem Budget würde der Unabhängigkeit von Staats- und Parteieneinfluss widersprechen"

Die ORF-Redakteure sehen aber Teile des Entwurf als "besorgniserregend" an: "'Alles billiger, aber besser'", wie es der Wunsch von Medienministerin Susanne Raab ist, wird in der Praxis nicht umsetzbar sein", heißt es in der Resolution. "Die ORF-Geschäftsführung hat Einsparungen in der Höhe von 325 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren zugesagt. Es soll keine Valorisierung des ORF-Beitrages in den nächsten drei Jahren geben. Das bedeutet bei der aktuell hohen Inflation für den ORF jedes Jahr netto deutlich weniger finanzielle Mittel. Und das nach zahlreichen Sparprogrammen. In den vergangenen Jahren wurden bereits 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgebaut, rund ein Viertel der Belegschaft – bei gleichzeitig deutlich gestiegener Programmleistung".

Einschränkung von Textinformation auf ORF.at ""äußerst problematisch"

Auch die Einschränkung von Textinformation auf ORF.at sehen die ORF-Redakteure "äußerst problematisch. Nicht nur, weil damit das Angebot eingeschränkt wird – viele User und Userinnen sehen in einem Mehr an Videos keinen Ersatz für weniger Text – sondern auch, weil es den gesetzlichen Informationsauftrag untergräbt und den niederschwelligen Zugang zu öffentlich-rechtlicher Berichterstattung schwächt. Ob diese Einschränkungen dem Geschäftsmodell von privaten Medien nützen, daran gibt es massive Zweifel von Expertinnen und Experten."

"Extrem bedauerlich" sei auch, dass sich keine Entpolitisierung der Aufsichtsgremien im Novellenentwurf finde. (red, 3.5.2023)