Die europäische Migrationspolitik ist eine komplizierte Sache. Wer sich nicht ständig mit dem aktuellen Stand der Debatte auseinandersetzt, verliert schnell den Überblick. Den meisten wird aber klar gewesen sein, dass etwas nicht stimmt, wenn Italiens postfaschistische Premierministerin Giorgia Meloni neue Wege für die Migration fordert. Konkret behaupteten wir: "Die Migration soll nun nicht mehr – wie sie (Meloni, Anm.) früher in Aussicht gestellt hatte – durch eine militärische Seeblockade erfolgen, sondern durch Kooperation und wirtschaftliche Entwicklung in den Herkunfts- und Transitländern." Wenn es nach der italienischen Regierung geht, soll Migration freilich gar nicht erfolgen. Gemeint war: die Bekämpfung von Migration.

Millimetergenau

Ein effektiver Klimaschutz würde Fluchtursachen ja auch bekämpfen. Der beschleunigte Anstieg des Meeresspiegels etwa zeigt deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Um 3,7 Millimeter steigt das Wasser jedes Jahr – und nicht täglich, wie von uns in einer Podcast-Folge zu den Bränden in Südeuropa behauptet.

Wer oder was wird evakuiert?

Von der griechischen Insel Rhodos mussten zahlreiche urlaubende Menschen weggebracht werden. Wir schrieben mehrmals von "evakuierten" Personen. Die Formulierung ist umstritten: Evakuieren könne man nur Gebiete oder Gebäude, sagen Traditionalisten und Puristinnen. Tatsächlich kennt aber zum Beispiel der Duden für das Wort "evakuieren" auch die Bedeutung, "wegen drohender Gefahr von seinem [Wohn]platz wegbringen, [vorübergehend] aussiedeln", was sich eben auf die wegzuschaffenden Menschen bezieht.

Technisch gesehen wird übrigens weder beim Evakuieren von Gebäuden noch beim Evakuieren von Menschen ein Vakuum hergestellt. Ganz genau genommen wären also beide Varianten falsch – was dagegen spricht, es so genau zu nehmen.

Menschen am Strand vor einem Brand
Die Feuer in Griechenland versetzten zahlreiche Menschen in Angst – diese Urlauberinnen und Urlauber nicht.
AFP/ARMEND NIMANI

Herausfordernde Überschrift

Gebrannt hat es auch in Wulkaprodersdorf im Burgenland, und zwar gleich zehn Mal. Den Mann, der dafür mutmaßlich verantwortlich ist, hat die Polizei ausgeforscht. Damit ist "Der der zehn Brandstiftungen im Burgenland Verdächtigte festgenommen" und exakt so betitelten wir auch die entsprechende Kurzmeldung. Die die Konzentration beanspruchende Überschrift war grammatikalisch richtig, hat aber beim Lesen am Montagmorgen das das Wochenende gerade erst überstanden habende Gehirn womöglich etwas herausgefordert.

Kurzmeldung aus dem Standard mit dem Titel
Der der, die die, das das: grammatikalisch richtig, aber zum Lesen ein bisschen herausfordernd.
der standard

Nicht so nah an Arizona

Uns hingegen hat in den vergangenen Wochen gleich zweimal die Geografie herausgefordert: Der US-Bundesstaat Ohio liegt sehr weit weg von Arizona. Wir machten die beiden dennoch zu "Nachbarstaaten", vielleicht wegen des Homophons "-zona" und "so nah"? Noch weiter entfernt ist Australien, dort heißt die größte Stadt Sydney – und nicht Sidney, wie wir anfangs in einem Vorbericht zur Fußball-Weltmeisterinnenschaft geschrieben haben.

Ein affe, der sich die augen zuhält mit dem schriftzug:
"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke aufzeigen und auf unterhaltsame Weise reflektieren. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir jeden einzelnen Fehler zutiefst bedauern.
der standard / Fatih Aydogdu

Falsches Nach, falscher Name

Die Band Rammstein hat uns laufend beschäftigt, denn ihrem Sänger Till Lindemann werden sexuelle Übergriffe auf weibliche Fans vorgeworfen. Darüber sprach der Musiksoziologe Rainer Prokop in der Zeit im Bild 2, wir verarbeiteten den Auftritt in einem TV-Tagebuch. Dort leiteten wir seine Aussagen mit der Wortfolge "seines Erachtens nach" ein. Doch das "nach" ist, je nachdem wie streng man ist, entweder falsch oder unnötig.

Wir schrieben auch über die tätlichen Angriffe und Beschimpfungen, denen ein Kollege vom ORF-Fernsehen nach dem Wiener Konzert der Band ausgesetzt war. Leider vermurksten wir dabei den Nachnamen des Reporters, er heißt Dietmar Petschl, nicht Peschl. Dass auch zahlreiche andere Medien den Tippfehler der Austria Presse Agentur übernommen haben, ist da ein schwacher Trost. (Sebastian Fellner, 1.8.2023)