Der Evva-Chef beim Interview in seinem Büro an der Wienerbergstraße in Wien-Meidling.
Die Arbeitgeber rund um Stefan Ehrlich-Adam, Chef und Miteigentümer des Schlüsselherstellers Evva, lassen es heuer auf einen Arbeitskampf ankommen

Die Metaller wollen es heuer wissen. Um Bewegung in die Lohnrunde zu bringen, gibt es von Montag bis Mittwoch Warnstreiks in der Metallindustrie. Die Metalltechnische Industrie lässt sie gewähren. Man könne die Realität ohnehin nicht wegstreiken.

STANDARD: Verstehen Sie als Arbeitgeber nicht, dass die Beschäftigten in der Metallindustrie die Abgeltung der Teuerung haben wollen?

Ehrlich-Adám: Das verstehen wir, natürlich. Aber in einer Rezession sind zehn Prozent Lohnerhöhung auf Dauer nicht möglich. Wir haben unser Angebot dreimal überarbeitet, aber unser Gegenüber hat sich keinen Millimeter bewegt. Es ist der Gewerkschaft vorbehalten, die Rahmenbedingungen wegstreiken zu wollen.

STANDARD: Die Industrie bot zuletzt ein Plus von 2,5 Prozent plus einen Fixbetrag von 100 Euro zuzüglich 1050 Euro Einmalzahlung. 2,5 Prozent sind selbst im Lichte der aktuellen Inflation eine Provokation, oder?

Ehrlich-Adám: Nein, wir orientieren uns an wirtschaftlich fundierten Zahlen. Die 2,5 Prozent sind die durchschnittliche Bruttowertschöpfung der vergangenen vier Jahre. Das ist das, was die Sachgütererzeugung erwirtschaftet hat. Das gibt es zum Verteilen. Acht von zehn Euro werden im Ausland erwirtschaftet und dort war die Inflation immer etwas niedriger. Bei den Lohnstückkosten ist Österreich längst Europameister. In Deutschland, wo unsere Abnehmer und Konkurrenten sind, gab es bis vor einem Jahr nur Einmalzahlungen. Alles zusammen ergibt 8,4 Prozent, das ist nicht nichts.

STANDARD: Das wirft man den Deutschen vor, dass sie mit Niedriglöhnen das Niveau in Europa drücken. Nach Reallohnverlusten braucht es einen Ausgleich zum Erhalt der Kaufkraft. Was ist daran so schwer zu verstehen?

Ehrlich-Adám: Wir sind in einer misslichen Lage: Der Auftragseingang geht zurück, die Produktionsleistung geht zurück und in der Industrie deutet auch 2024 noch nichts auf Erholung hin. Und da soll uns ein Streik helfen, von dem die Gewerkschaft behauptet wir seien schuld daran? Wenn wir teurer und teurer werden, dann sind die Arbeitsplätze weg.

STANDARD: Klingt nach Erpressung, da riskieren sie lieber Streiks?

Name: Wenn die Gewerkschaft meint, mit Warnstreiks weiterzukommen, ist ihr das unbenommen. Die Realität in den mittelständischen Familienbetrieben sieht anders aus. Die wenigsten wollen ins Ausland verlagern. Wenn es sich hier kostenmäßig nicht mehr ausgeht, dann einige wohl zusperren.

(Luise Ungerboeck, 4.11.2023)