Für ihr Äußeres gehasst und dann doch mitgenommen. Die Ikea-Tasche.
IKEA Deutschland/André Grohe

Es gibt Dinge, die man nicht oft genug haben kann. Die Ikea-Tasche ist leider so ein Fall. Jedes Mal, wenn ich meine, beim Schweden eine Großpackung Servietten oder Teelichter oder Glühbirnen besorgen zu müssen, landen diese in einer gelben Tasche. Erst einmal. Dann an der Kasse, man will das Ding schon längst zur Seite gelegt haben, schlagartig die Erkenntnis: Tasche vergessen. Was bleibt mir also übrig als? Richtig, ich zahle für ein hässliches Transportmittel in Blau, das ich in der Farbe Gelb eben noch unbedingt loswerden wollte. Genauso hat sich das der Ikea-Chef wahrscheinlich vorgestellt, als er sich Mitte der Achtzigerjahre das Unding namens Frakta ausgedacht hat.

Und was soll ich sagen? Wahrscheinlich bin ich Ingvar Kamprads Traumkundin. Wenn ich mir die vielen ineinanderverknäuelten Ikea-Taschen zu Hause ansehe, muss ich nämlich ziemlich oft schlecht vorbereitet an der Kasse gestanden sein. Das Lager nimmt jedenfalls beängstigende Ausmaße an. Das hat, tröste ich mich, auch damit zu tun, dass es zwischendurch schönere Designeditionen des Beutels aus Polypropylen gab. Das Ehepaar Hay ist dafür verantwortlich, dass er auch in blassem Grün und Rosa existiert. Die Farben sind eher mein Ding. Und hat Virgil Abloh das Ikea-Sackerl nicht vor einigen Jahren in eine Skulptur verwandelt?

Außerdem muss ich zugeben, dass mir die Taschen, egal welcher Farbe, schon so manches Mal aus der Patsche geholfen haben. Ein schweres Paket muss auf der Post abgeholt werden? Die Ikea-Tasche wird es schon schultern. Verpflegung für ein Shooting muss her? Das Teil hat sich oft als zupackender Alleskönner erwiesen. Leergut zum Glascontainer bringen? Frakta wird's schon richten. Bilanz nach unzähligen Aufträgen: Bisher hat sie kein noch so schweißtreibender Job zum Zerreißen gebracht.

Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer sehe ich: Die Ikea-Tasche ist ein bisschen die Snoopy-Unterwäsche des Transportwesens. Kein Mensch will sie haben oder sich zu ihr bekennen. Aber irgendwie haben sie alle. Weil auf sie Verlass ist. (Anne Feldkamp, 1.10.2023)