Pumpkin Spice Latte
Vor zwanzig Jahren wurde der Pumpkin Spice Latte erfunden. Ein guter Grund zu fragen: Brauchen wir den?
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Er ist zwanzig Jahre alt und beweist seither: Ich bin gekommen, um zu bleiben. Die Rede ist vom Pumpkin Spice Latte, kurz PSL. Vor zwanzig Jahren hätte das wahrscheinlich kaum jemand für möglich gehalten. Denn die Saga des magischen Gebräus geht so: Im Jahr 2003 setzte sich ein Starbucks-Team bei Kürbiskuchen und Espresso zusammen, um ein Getränk für den Herbst zusammenzumischen. Die Hoffnung war, die bisherigen Bestseller Eierlikör-Latte und Pfefferminz-Mokka in den Schatten zu stellen.

Niemand habe damals gewusst, was daraus werden würde, räumte später Peter Dukes ein. Der Produktmanager von Starbucks war der Mann hinter dem Mix aus Espresso, Milch, Kürbisaroma und Pumpkin Spice, einer Gewürzmischung aus Nelken, Zimt und Muskatnuss. Dukes leitete das Unterfangen "Pumpkin Spice Latte", das damals genauso gut zu einem Himmelfahrtskommando hätte werden können. Es entpuppte sich in den vergangenen zwanzig Jahren als das wahrscheinlich weltweit erfolgreichste Saison-Gesöff.

Der Pumpkin Spice Latte ging nicht nur in den USA durch die Decke, er infizierte auch die Welt der internationalen Kaffeeketten. Selbst in Österreich wandert der Pumpkin Spice Latte ziemlich selbstverständlich über die Theke. Das Getränk sorgte sogar für eine regelrechte Kürbismanie. Oder wie lässt sich der Wahnsinn namens "Kürbisgewürz", "Pimp my Kürbis" oder "Kürbiskönig" in den Regalen erklären? Für die 1.001 Kürbisgewürze in den Billas und Sonnentors dieses Landes kann eigentlich nur der Pumpkin Latte verantwortlich sein.

Und ja, trotz aller Erfolge spaltet der PSL die Gemüter. Die einen sehnen das Getränk, das von Ende August bis November verkauft wird, schon im Hochsommer herbei. Den Rest des Jahres heißt es für sie warten. Die anderen hassen die gesüßte Gewürzmischung sowie alles, was an ihr dranhängt. Und das ist so einiges. Mitte der Zehnerjahre wurde das Getränk im Pappbecher zum Signet des "Basic White Girls", das seinen Instagram-Account mit herbstlichen Selfies füttert und nebenbei "Gilmore Girls" schaut. Liebste Accessoires: Ugg-Boots und, jaja, der Pumpkin Spice Latte im Pappbecher. Doch dieses Stereotyp soll aus guten Gründen an dieser Stelle nicht weiter verbreitet werden.

Dann doch eher ganz kurz zum Schluss: Es soll Menschen geben, die die Herbstsaison überleben, ohne an einem PSL genippt zu haben. Na ja, gelogen. Für diesen Beitrag wurde bei einer Wiener Bäckereikette ein Pumpkin Spice Latte geordert. Er wurde mit Müh und Not hinuntergekippt. (Anne Feldkamp, 22.10.2023)