Es ist eine dieser frühen Kindheitserinnerungen: Opa klaubt im herbstlichen Garten das Fallobst unter den Bäumen auf, winkt nach getaner Arbeit den kleinen Enkel zu sich. Er klappt seinen Taschenfeitl auf, setzt die Klinge an und beginnt unter den neugierigen Augen des Knirpses, die fleckige Schale des kleinen, unförmigen Apfels (wahrscheinlich war's ein Kronzprinz Rudolf oder irgendeine andere alte Sorte) zu entfernen. In langen, hauchdünnen Streifen fällt sie zu Boden. Danach schneidet er das Obst in Spaltenform, entfernt die Kerne und gibt mir den Apfelschnitz. Er schmeckt süß, sauer – und manchmal ein bisschen nach dem herben Rasierwasser des Großvaters.

Der Apfelschneider oder -spalter spart Zeit, vor allem wenn es in der Früh schnell gehen muss.
Der Apfelschneider oder -spalter spart Zeit, vor allem wenn es in der Früh schnell gehen muss.
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Diese sentimentale Anekdote kommt mir in den Sinn, während ich die Jause für meine beiden Pflichtschulkinder herrichte. Gefühlt mache ich schon mein ganzes Leben lang die Jause, spätestens als mir meine Eltern beim Übertritt ins Gymnasium einen Wecker gekauft haben und ich informell die Aufgabe übernahm, das Pausenbrot der jüngeren Geschwister zuzubereiten. Mangels Fantasie gab's meistens ein Schmalzbrot. Und selten einen Apfel dazu, wenn, dann ungeschnitten und auf jeden Fall ungeschält.

Meinen Kindern lasse ich diesen Service zuteilwerden. Aber weil es schnell gehen muss, benutze ich jetzt immer einen Apfelschneider. Eine hervorragende Erfindung – von der ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass sie sich in unserem Haushalt befindet. Seit ich dieses Küchengerät in irgendeiner Schublade entdeckt habe, geht das Äpfelspalten in Nullkommanix vonstatten. Das ist in der Früh schon viel wert, wo man eh immer irgendwo Zeit liegenlässt.

Das Gerät auf den Apfel gesetzt, mit beiden Händen an den Griffen festgehalten, Druck ausgeübt, und die scharfen Edelstahlklingen rutschen durch das Fruchtfleisch. Das Ergebnis sind acht gleichmäßige Spalten. Das Beste: Das Kerngehäuse wird dank einer runden Klinge in der Mitte des Geräts im selben Durchgang mitentfernt. Perfekt. Das Schälen erspare ich mir. Äpfel aus dem Supermarkt sind anders als das Fallobst meiner Kindheit selten fleckig. Sie schmecken auch nicht nach Rasierwasser. Bin schon gespannt, welche geschmackliche Erinnerung meine Kinder (oder Enkelkinder?) einmal an mich haben werden. (Markus Böhm, 8.10.2023)