Sebastian Kurz
Ex-ÖVP-Chef Sebastian Kurz bei der Premiere von "Kurz – der Film".
APA/GEORG HOCHMUTH

Gleich zwei Filme über Altkanzler Sebastian Kurz erscheinen im September. Das reicht aus, um Spekulationen über ein Comeback des früheren ÖVP-Chefs anzuheizen. Im ausführlichen "Krone"-Interview erteilt Kurz den Spekulationen eine klare Absage. Auf die Frage, ob er zurückkomme, antwortet er: "Wenn Sie meinen, ob ich in eine politische Funktion zurückkehre, dann kann ich Ihnen sagen, ganz sicherlich nicht." Er habe auch nicht vor, eine eigene Partei zu gründen, "und insofern kann ich eine Rückkehr in die Politik ausschließen." Auf die Nachfrage, ob er vielleicht doch Ja sagen würde, wenn ihn die ÖVP vor der übernächsten Wahl bitten würde, wieder Parteichef zu werden, antwortet Kurz auch klar: "Das schließe ich aus."

Kurz hat sich zwei Filme "nicht ausgesucht"

Angesprochen auf die wieder erhöhte Aufmerksamkeit für seine Person wegen der beiden Filme sagt Kurz: "Ich habe mir nicht ausgesucht, dass es diese zwei Filme über mich gibt. Und dass man als ehemaliger Bundeskanzler immer wieder auch medial präsent ist, das ist etwas nicht ganz Ungewöhnliches."

Der Film "Projekt Ballhausplatz" (ab 21. September) von Regisseur Kurt Langbein ist eine kritische Abrechnung mit der Ära Kurz. Dem Streifen wird mitunter vorgeworfen, einseitig zu sein. Es kommen ausschließlich Kritikerinnen und Kritiker des Altkanzlers zu Wort. Das liegt auch daran, dass der Regisseur 27 Interviewabsagen erhielt – von Kurz selbst, aber etwa auch von Elisabeth Köstinger oder Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger. Kurz und seine Weggefährten haben sich dazu entschieden, nur im anderen Film vorkommen zu wollen.

Video: "Kurz - Der Film" - Zahlreiche türkise Prominenz bei Kino-Premiere
AFP

Dieser heißt "Kurz – der Film" (seit 8. September). Darin erzählt der Altkanzler und Neo-Geschäftsmann seine Geschichte selbst – gemeinsam mit seinen engsten Vertrauten aus seiner Zeit in der Politik. Es kommen auch Kritiker vor – die Geschichte wird jedoch durch Wortspenden von Kurz und seinen Leuten dominiert.

Kurz glaubt, der letztere Film "gibt unterschiedlichen Sichtweisen Raum. Meinen Mitstreitern und mir selbst genauso wie politischen Gegnern, und jetzt kann sich jeder ein Bild machen." Dass ÖVP-Landeshauptleute die Filmpremiere ausließen und sich unbeeindruckt vom Filmprojekt zeigten, kommentiert Kurz mit: "Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob die überhaupt eingeladen waren. Da müssten Sie die Produktionsfirma fragen."

Film mitfinanziert? "Das kann ich zu 100 Prozent ausschließen"

Spekulationen, wonach es kein Zufall sei, dass "Kurz – der Film" ausgerechnet zwei Wochen vor dem kritischeren Film erscheine, beantwortet Kurz mit: "Dass eine Filmfirma, deren Handwerk es ist, Filme zu produzieren, versucht, lieber der erste und nicht der zweite Film zu sein, das kann ich gut nachvollziehen. Das empfinde ich auch nicht als große Überraschung."

Er sei dem Projekt anfänglich sehr kritisch gegenübergestanden, er habe eine Interviewanfrage mehrmals abgelehnt. Schließlich habe er zugesagt, "als die Filmfirma hartnäckig geblieben ist und versichert hat, objektiv an die Sache heranzugehen." Regisseur Sascha Köllnreiter sei "jemand, der mich sicher nicht gewählt hat", sagt Kurz. Das sei auch absolut legitim.

Spekulationen, wonach er den Film mitfinanziert habe, kann Kurz "zu 100 Prozent ausschließen". Die Spekulationen kamen auch deshalb zustande, weil der 500.000 Euro teure Film auf heimische Fördermittel verzichtet habe. Das gilt als ungewöhnlich. Kurz ist "überrascht", dass dies in einigen Medien als suspekt dargestellt werde. "Wir leben also mittlerweile in einer Gesellschaft, wo staatliche Finanzierung die Norm ist und alles, wo ein Unternehmer Risiko eingeht, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, verdächtig erscheint. Da sollte man sich vielleicht überlegen, ob das ein guter Trend ist."

Ein Filmplakat zum Film
Ein Filmplakat in Wien.
AFP/ALEX HALADA

Dass mehrere Protagonisten und Kurz-Kritiker des Streifens "Kurz – der Film" angaben, sie seien unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu den Interviews gelockt worden, entgegnet Kurz: "Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Interviewpartner nicht geheim auf einer Finca in Ibiza gefilmt wurden, sondern freiwillig zur Verfügung gestanden sind."

Warum habe er Langbein für seinen Film kein Interview gegeben? "Auf seiner Homepage schreibt Langbein selbst von einer Machtübernahme durch eine Gruppe junger Männer, die die Republik an den Rand der Demokratie geführt hätten." Wer demokratische Wahlen als "Machtübernahme" frame und solche Formulierungen verwende, "der versucht hier ganz bewusst einen falschen Eindruck zu erwecken und hat keinen Respekt vor demokratischen Entscheidungen". Kurz hatte nicht den Eindruck, "dass es sich hier um eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Höhen und Tiefen, den Erfolgen und Misserfolgen handelt. Der Regisseur gab sich nicht einmal Mühe, objektiv zu wirken."

Kurz: "Ich habe mir strafrechtlich nie etwas zuschulden kommen lassen"

Zum Abschluss wurden auch noch die juristischen Brennpunkte rund um Kurz angesprochen. Ab 18. Oktober wird sich der Ex-Kanzler wegen des Delikts der mutmaßlich falschen Beweisaussage im U-Ausschuss vor Gericht verantworten müssen. Zudem ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in der sogenannten Umfragen- und Inseratenaffäre unter anderem auch gegen Kurz. Kurz bestreitet die Vorwürfe in beiden Fällen. Der STANDARD betont, dass für Kurz in beiden Fällen die Unschuldsvermutung gilt.

Zur Causa Falschaussage sagt Kurz der "Krone": "Ich habe mir strafrechtlich nie etwas zuschulden kommen lassen." Er sei froh, dass nun endlich vor einem Gericht entschieden werde. Angesprochen auf die Causa Beinschab sagt Kurz, dass die Vorwürfe absurd seien.

Westen "läuft in die falsche Richtung"

Auch wenn Kurz keine Comeback-Pläne anstrebe, betont er, weiterhin ein "politischer Mensch" zu sein. "Am stärksten emotionalisiert mich, dass im Westen aus meiner Sicht einiges in die falsche Richtung läuft. Diese Leistungsfeindlichkeit zum Beispiel, wo den Menschen eingeredet wird, dass man weniger arbeiten soll. Ganz besonders auch diese 'Wokeness', wo uns allen vorgeschrieben wird, was wir sagen, oder manchmal sogar, was wir denken dürfen.“

Angesprochen wird zuletzt, dass Martin Selmayr, der österreichische Vertreter der EU-Kommission, die österreichischen Gaszahlungen an Russland als "Blutgeld" bezeichnet hat. Kurz sagt, dass günstiges Gas aus Russland in den letzten Jahrzehnten ein Treiber des österreichischen Wohlstands gewesen sei. "Zu glauben, man schadet den Russen, wenn man Österreich das Gas abdreht, ist ein Trugschluss. Das Gegenteil wäre der Fall." (red, 10.9.2023)