Nicht alles, was nicht ganz richtig wirkt, ist gleich ein Fehler. Über einige Schreibweisen, Formulierungen oder Tatsachenbehauptungen lässt sich ausgiebig streiten. Ein paar Beispiele lieferten wir in den vergangenen Wochen in unserer Berichterstattung.

Zum Beispiel das, was zwischen "dem Sechsten" und "dem Achten" liegt. An den Ordnungszahlen gibt es an sich nichts herumzudeuteln – doch je nachdem, wie wir mit der Nummer Sieben umgehen, gibt es von Leserinnen und Lesern Kritik. Es geht wieder einmal um den Unterschied zwischen deutschem und österreichischem Deutsch. Als österreichische Variante gilt der, die oder das "Siebente", in Deutschland ist das "Siebte" verbreiteter. Regionale Sprachunterschiede kümmern sich übrigens nur bedingt um Staatsgrenzen: In Österreichs westlichen Bundesländern ist das "Siebte" wie viele andere vermeintlich bundesdeutsche Ausdrücke häufig zu hören.

Falsch ist jedenfalls keine der beiden Varianten. Im STANDARD ist die sieb(en)te Ordnungszahl sowohl mit verschluckter Silbe als auch in der ausführlicheren, österreichischeren Version erlaubt. Aus Rücksicht auf sensible Teile unseres Publikums bevorzugen wir aber das "Siebente". Wenn wir daran denken.

Zwei Präsidenten für Ecuador?

In unserem Bericht zur Präsidentschaftswahl in Ecuador unterlief uns ebenso kein handfester Fehler – doch unser Ziel, größtmögliche Klarheit zu schaffen, verfehlten wir allemal. Wir schrieben: "Wahlsieger Noboa wird vorerst nur 16 Monate im Amt sein – bis zum Ende der Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Guillermo Lasso." Das klingt so, als hätte das südamerikanische Land bis 2025 zwei Präsidenten. Die Erklärung: Der Wahltermin am Ende von Guillermo Lassos regulärer Amtszeit ist fix. Das Amt muss er natürlich schon vorher an seinen neu gewählten Nachfolger übergeben.

Daniel Noboa und Guillermo Lasso geben sich die Hand.
Sind Daniel Noboa und Guillermo Lasso nun bis 2025 gemeinsam Präsidenten Ecuadors? Nein.
AFP/GALO PAGUAY

Milliarden über Milliarden

Ebenfalls nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig war unsere Darstellung der Kosten für die Sozialhilfe. Im indirekten Zitat einer Expertin hieß es in unserem Bericht, "rund eine Milliarde Euro jährlich würden dafür ausgegeben – was weniger als einem Prozent des Gesamtbudgets für Sozialausgaben entspreche".

Tatsächlich gibt es in Österreich mehr als 100 Milliarden Euro staatliche Ausgaben im Sozialsektor. Doch rund die Hälfte davon sind Pensionszahlungen, die den Bezieherinnen und Beziehern zustehen und großteils von der Versicherung bezahlt werden. Das gestaltbare Sozialbudget des Bundes ist wesentlich kleiner, dementsprechend wird auch mehr als ein Prozent davon für die Sozialhilfe ausgegeben.

Wirbel im Postenkarussell

Damit kommen wir zu den richtigen Fehlern. In einer Geschichte über neue Konzepte für Einfamilienhaussiedlungen stellten wir mehrere Konzepte vor. Das Projekt "Am Stadtwald" in Mistelbach wurde aber nicht von der TU Wien durchgeführt, sondern von einem Team des Österreichischen Ökologie-Instituts und weiteren Partnerorganisationen.

Inmitten der jüngsten Personalia-Meldungen der österreichischen Medienlandschaft haben wir einen Job fälschlicherweise neu vergeben: Johannes Bruckenberger legte seine Funktion als Chefredakteur der Austria Presse Agentur (APA) zurück, um die gleiche Position beim ORF anzustreben. In der Meldung dazu machten wir ihn kurzfristig zum APA-Geschäftsführer. Diese Aufgaben sind bei der Agentur und zahlreichen Medienhäusern aber getrennt. (Sebastian Fellner, 24.10.2023)

ein affe der sich die augen zuhält, darunter der schriftzug: vermurkst - die fehlerkolumne
"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD.
der standard