Karotte und Möhre in inniger Umarmung.
Karotte und Möhre in inniger Umarmung.
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Manchmal sind wir selbst überrascht von unserem Erfolg. Ein Artikel über die Haltbarkeit von Karotten gehörte am Tag seiner Veröffentlichung zu den meistgelesenen. Soll noch einmal wer sagen, wir treffen nicht den Nerv der Zeit.

Auf die Nerven gegangen sind wir mit unserer Wortwahl. Wir nannten Daucus carota subsp. sativus wahlweise einmal Karotte, einmal Möhre. Mehr haben wir nicht gebraucht. Die Möhre wurde im deutschen Sprachgebrauch verortet, so lautete die Schelte, sie habe hier in Österreich nichts zu suchen.

Wir widersprechen ja ungern, aber hier irren die Kritikerinnen und Kritiker: Karotte ist wie Paradeiser, Karfiol, Fleischhauer östlicher Sprachgebrauch, wohingegen westlicherseits und immer noch innerhalb der Landesgrenzen die Menschen dasselbe meinen, wenn sie Möhren, Tomaten, Blumenkohl, ja sogar Metzger sagen. Arg.

Möhren und Karotten kamen in ein und demselben Text vor, weil die Kollegin schlicht für Abwechslung in der Wortwahl sorgen und unschöne Wiederholungen vermeiden wollte. Natürlich hätte sie auch von "Gelbrüben" und "Gelben Rüben" schreiben können. Eine weitere Möglichkeit wäre, wie vom digitalen Lexikon dwds.de beschrieben, von "weißblühenden Doldengewächsen mit rötlicher, spindelförmiger, fleischiger Pfahlwurzel, die besonders wegen ihres hohen Vitamingehalts als wertvolles Nahrungsmittel verwendet werden" zu sprechen. Alles wäre richtig gewesen – und Karotte und Möhre eben auch.

Falls Sie den Artikel übersehen haben, hier noch der sachdienliche Hinweis zur längeren Haltbarkeit des Gemüses: Halten Sie die Möhren kühl und luftdicht verschlossen. Die Karotten werden es Ihnen danken.

Wenige Sozialhilfebezieher

Das war jetzt lang. Zurück zum eigentlichen Kolumnenzweck: unseren Fehlern. Richtigstellen müssen wir die Zahl der Sozialhilfebeziehenden in Österreich. 19.000 setzten wir viel zu niedrig an. Eine Null mehr, und wir wären richtiggelegen**.

Wir berichteten über eine albanische Fischforscherin und irrten uns bei den Jahreszahlen. Fakt ist: Sabiha Kasimati war eine albanische Biologin, die das erste Buch über Fische in Albanien schrieb. Sie wurde *1912 geboren und im Alter von nur 38 Jahren vom Regime des Diktators Enver Hoxha zum Tode verurteilt und erschossen.

In einer Debatte des britischen Unterhauses über den Gazakrieg sei es mit Palästina um ein "früheres Kolonialterritorium" gegangen, schrieben wir. Das ist historisch nicht zutreffend: Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches erhielt Großbritannien 1922 vom Völkerbund das Mandat für Palästina.

Fließend Finnisch sprechen

Der neue finnische Staatspräsident Alexander Stubb ist eine beeindruckende Persönlichkeit, neben seiner politischen Eignung ist er "Triathlet, topfit, eloquent, eine gewinnende Persönlichkeit". In unserer Begeisterung, er spreche sogar "fließend Finnisch", schossen wir eindeutig übers Ziel hinaus. Dass Stubb neben seiner Muttersprache auch Schwedisch, Englisch, Französisch und Deutsch kann, ist aber schon super.

Die britische Schauspielerin Kate Winslet ist bestimmt auch eine gute Vorleserin. Den verdienten Oscar hat sie aber für ihre Rolle im Film "Der Vorleser".

Dem morbiden Charme Bad Gasteins kann sich niemand entziehen, auch wir nicht. Geblendet von so viel Schönheit machten wir den Unternehmer Hans Peter Haselsteiner zu einem Wiener. Der Unternehmer, der in Gastein ein Haus auf der anderen Seite des Wasserfalls gekauft haben soll, kam zum Studium nach Wien, geboren ist er aber in Wörgl, Tirol, was ihn auf gut Wienerisch zum "Zuagrastn" macht. Ein westösterreichisches Pendant zu diesem Begriff war übrigens nicht ausfindig zu machen.*** Sapperlot! (Doris Priesching, 5.3.2024)

Errata:
*Sabiha Kasimati wurde 1912 geboren.
**Das Wort richtigliegen sollte in Österreich mit "sein" und nicht mit "haben" gebildet werden.
***Ein Leser schreibt: In Tirol spricht man vom "Zuagroasten". Danke.

ein affe hält sich die augen zu, darunter der schriftzug
"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD
Der Standard