Keith Richards feiert seinen 80. Geburtstag, und das kann wahrscheinlich nicht einmal er selber fassen. "Sein Nachruf liegt seit 50 Jahren in den Redaktionen der Welt in den Laden", schrieben wir und lüfteten damit ein eh offenes Geheimnis: Wir bereiten Nachrufe vor.

Einen Menschen zu verabschieden und dabei Leben und Wirkung zu würdigen ist eine besondere Aufgabe, die Journalistinnen und Journalisten mit gebotener Ehrfurcht wahrnehmen. Ein Nachruf verweist auf die Bedeutung des Verstorbenen zu Lebzeiten, würdigt dessen Biografie und enthält im Idealfall persönliche Erinnerungen. Einen Nachruf zu schreiben geht nicht schnell, schnell. Da will man recherchieren, nachdenken, die richtigen Worte zum Abschied finden. Nun ist es leider so, dass man im Vorhinein selten genau weiß, wann jemandes letzte Stunde schlägt, wir aber Ihnen, werte Leserinnen und Leser, im Falle des unglücklichen Falles so rasch wie möglich besagten Nachruf liefern wollen. Deshalb schreiben wir sie vor.

So geschehen bei Wolfgang Hollegha. Einer der renommiertesten Vertreter der abstrakten Malerei in Österreich starb Anfang Dezember im Alter von 94 Jahren. Bei dem auf ihn vorbereiteten Nachruf ist uns etwas durcheinandergeraten, weswegen wir in einer ersten Fassung Andrea Schurian als Autorin angaben. Als Kulturressortleiterin des STANDARD von 2008 bis 2017 hätte Schurian ihn theoretisch auch schreiben können. Tat sie aber nicht. Kulturredakteurin Katharina Rustler wurde die ehrenvolle Aufgabe zuteil.

Keinen Nachruf brauchten wir auf Maria Callas, denn die ist bekanntlich schon seit geraumer Weile tot. Anfang Dezember erinnerten wir aus Anlass des 100. Geburtstags an die "Diva assoluta" und an einen unvergesslichen Auftritt im Pariser Palais Garnier: "Sie erschien in roter Designerrobe und bekränzt mit Juwelen im Millionenwert. Sie schritt die – mit einem roten Teppich veredelte – Treppe hinunter, um, gesäumt vom Chor, etwa aus Bellinis "Norma" die Arie "Castra Diva" zu singen." Gänsehautmoment! Nur die Arie heißt "Casta Diva".

Was war noch? Wir informierten von einer überraschenden Verbesserung der Beziehungen zwischen Bulgarien und Rumänien, meinten aber Österreich und Rumänien. In der Einheit vergriffen wir uns beim weltweiten Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlenstoffemissionen: Wir machten Tonnen zu Gigatonnen. Der EU-Durchschnitt beträgt "nur" sechs Tonnen, was freilich immer noch zu hoch ist. Der Substanzwert der Signa Holding auf Basis der im Frühjahr erstellten Bilanz 2022 war laut uns mit 4,2 Millionen Euro angesetzt worden, es waren aber Milliarden.

Der Substanzwert der Signa Holding auf Basis der im Frühjahr erstellten Bilanz.
Der Substanzwert der Signa Holding auf Basis der im Frühjahr erstellten Bilanz 2022 war mit 4,2 Millionen Euro angesetzt worden, schrieben wir. Es waren aber Milliarden.
APA/HANS KLAUS TECHT

"Notre-Dame plant die Wiederauferstehung", titelten wir voller Vorfreude, was ein "wieder" zu viel ist. Thomas Kratky ist Werber und definitiv nicht ORF-Prominenz. Wir meinten dessen Bruder, den Radiomoderator Robert. Bei Ferdinand Wegscheider verwechselten wir die Höchstgerichte: Eine Beschwerde des Presseclubs Concordia liegt beim Verwaltungsgerichtshof.

Ein akustisches Problem stand womöglich mit der von uns beschriebenen Spezies der "Hornratten" im Raum. Diese seien, so wussten wir zu berichten, im Ostafrikahaus von Schönbrunn zu bewundern und ernährten sich von Mäusen und Eintagesküken. Klingt gut, ist aber ein Irrtum. Vielmehr handelt es sich dabei um den Hornraben. Der Menüplan stimmt aber.

Das bringt uns zum Thema Druckkochtopf. Sagen Sie dreimal schnell hintereinander Druckkochtopf: Druckkochtopf – Druckkochtopf – Druckkochtopf. Dann geht es Ihnen vielleicht so wie dem Kollegen, der aus dem Küchenbehältnis einen "Druckkopftopf" machte. Der Kelomat feierte übrigens zuletzt 75. Geburtstag und ist beliebter denn je. Ein Nachruf auf ihn ist noch nicht vorbereitet. (Doris Priesching, 19.12.2023)

Vermurkst ist die Fehlerkolumne des STANDARD.
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DER STANDARD