Eine der eindringlichsten Szenen im Historienfilm "Napoleon" des britischen Regisseurs Ridley Scott ist die, bei der Pferde und Reiter auf einem gefrorenen Teich einbrechen und ertrinken. Stattgefunden hat dieses verbürgte Drama bei Slavkov, einer tschechischen Ortschaft in der Nähe von Brno, nur 150 Kilometer von Wien entfernt. In Slavkov u Brna, besser bekannt als Austerlitz, wird das Andenken an die Schlacht, bei der Napoleon über die Truppen von Österreich und Russland triumphierte, touristisch vermarktet. Nicht nur im Winter – die Schlacht fand am 2. Dezember 1805 statt.

Anfang Dezember wird in der tschechischen Region die Schlacht teilweise nachgestellt.
Anfang Dezember wird in der tschechischen Region die Schlacht teilweise nachgestellt.
Thomas Ruzicka

Das Schlachtfeld war etwa quadratisch und hatte eine Seitenlänge von rund zwölf Kilometern. Es ist eine hügelige Landschaft, über die man mit der richtigen Positionierung weit sieht und über die der Wind unwirtlich braust. Der Franzose hatte sich mit den Gegebenheiten des Gebiets genau vertraut gemacht und Teiche und Dämme für seine Kriegslist zu nutzen gewusst. Die zahlenmäßig überlegenen alliierten Truppen waren schlechter vorbereitet, ihre Kommandeure wähnten sich sicher.

Schloss Austerlitz gehörte ursprünglich der Familie Kaunitz und dann der Familie Palffy. Im Kommunismus wurde das Gebäude vom Staat konfisziert.
Schloss Austerlitz gehörte ursprünglich der Familie Kaunitz und dann der Familie Pálffy. Im Kommunismus wurde das Gebäude vom Staat konfisziert.
Thomas Ruzicka

Heute sind in den schmucklosen Dörfern, in den Feldern und Wäldern westlich von Slavkov Gedenkplätze angelegt und Themenwege zum Wandern und Radfahren eingerichtet. Bei dem Ort Prace, auf einem Hügel, steht das Friedensdenkmal "Mohyla míru". Es ist ein monumentales Jugendstilgebäude, das von dem tschechischen Architekten Josef Fanta Anfang des 20. Jahrhunderts konzipiert wurde. Es war das erste Friedensdenkmal, das nicht nur der siegreichen Seite gedachte, sondern alle gefallenen Soldaten dieser Schlacht – etwa 16.500. Ironie der Geschichte war, dass das Denkmal erst 1923 eingeweiht werden konnte, der Erste Weltkrieg kam dazwischen. Rund um den Gedenkhügel bei Prace tobte die Schlacht besonders heftig. Im Inneren des Denkmals befindet sich eine Kirche. Immer noch werden Überreste von Soldaten gefunden, die dann in das Beinhaus der Kapelle verbracht werden.

Das Friedensdenkmal
Das Friedensdenkmal "Mohyla míru", "Grabhügel des Friedens", steht in der Nähe des Dorfes Prace.
Thomas Ruzicka

Das an Wochenenden geöffnete Schloss (Zámek Slavkov) und der große, frei zugängliche Schlosspark gehören nach der Enteignung der Familie Pálffy durch die Kommunisten der Stadt. In Ausstellungen und Veranstaltungen wird den napoleonischen Ereignissen gedacht. (Johanna Ruzicka, 11.12.2023)