Ich bin im spitzen Winkel eines Dreiecks gesessen – und es hat gar nicht weh getan. Im Gegenteil: Es war ein wunderschöner Wintermorgen in London, rechts blickte ich auf die Themse und das London Eye, links hinüber auf die South Bank. Ein weiches Kissen federte meinen Körper ab, ein starker Kaffee dampfte vor mir auf dem Tisch, und da es noch vor 9 Uhr war, aßen neben mir wenige Gäste des Corinthia Hotels ihr Frühstück.

Luftaufnahme des Hotel Carinthia London
Der ikonische Dreiecksbau zwischen Themse und Trafalgar Square
Hotel Corinthia London

Das edle Hotel mit der Dreiecksform Richtung Fluss gehört zu den wuseligsten und gleichzeitig erholsamsten Unterkünften der Metropole. Hunderte Haus- und ebensoviele Zaungäste beehren Lobby, Bar und Restaurants (ja, es gibt zwei) täglich. Trotzdem findet sich außerhalb der Stoßzeiten ein Moment des Friedens. Vor dem Sturm auf das opulente Frühstücksbüffet, nach dem Check-Out der Gäste, vor der Menschenflut zum Dinner.

Der Kronleuchter in der Lobby des Corinthia Hotel s
Unter dem Kristallluster wird der Nachmittagstee serviert.
Hotel Corinthia London

Das Sandsteingebäude fungierte lange als Staatsrefugium. Zwar wurde es gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel errichtet, doch nach zwei Weltkriegen zogen Herren in Trenchcoats ein und entzogen das Haus dem öffentlichen Zugang. Ernst, erhaben, nüchtern. Das ist der Ruf der Gegend, gegen den das Corinthia ankämpft. Ein monumentaler Kronleuchter aus 1001 Kristallleuchten, die einen Lichtball ergeben, hängt in der Lounge. In den Suiten warten Marmorkamine, damit sich der Gast wie auf dem Landsitz in Sussex fühlt – und den Luxus einer Zentralheizung genießt.

Sauna und Pool im Hotel Corinthia London
Die kleine und feine Wellnessoase dieses Stadthotels
Hotel Corinthia London

Die Gäste kommen, weil das Haus vernünftige Lage und ausgeruhten Service verspricht. Unter dem Kristallball trinken Amerikaner, Deutsche und, ja, auch Briten, ihren Afternoon High Tea. Nippen an China Chilong Tea, probieren Sandwiches mit getrüffeltem Ei und kosten die süßen Schweinereien, die Oberkellner Giacomo ihnen serviert. "Die Kastaniencreme", sagt der Italiener nur und schaut einen an, als wäre damit alles geklärt.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich Umgebungstemperatur und Lautstärke ändern. Eben noch in der behaglich warmen Lobby gesessen, die Klaviermusik im Ohr, nun nach draußen, wo der Wind ganz englisch pfeift und die Menschen am Trafalgar Square rufen, telefonieren und schreien. (Ulf Lippitz, 22.1.2024)