Der verwitterte Holzverschlag sieht auf den ersten Blick aus wie ein Badehaus. Es steht auf Stelzen im Wasser und hat eine schmale Treppe, die hinunter ins schwarze Nass führt. Beim Näherkommen sieht man, dass der kleine Bau kein Dach hat. Es ist eine Moortretanlage, die im Wurzacher Ried am Rande des putzigen Riedsees angelegt wurde. Durchaus verständlich, denn dieses Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg ist eines der größten intakten Hochmoore Mitteleuropas. Und Moor hat bekanntlich viele Heilwirkungen, weshalb ein Hineinsteigen Sinn macht.

Hochmoor, Wurzacher Ried, Baden-Württemberg
Das Wurzacher Ried ist eines der größten Naturschutzgebiete und eines der bedeutendsten Moorgebiete Süddeutschlands.
TMBW / Gregor Lengler

Die Autorin dieser Zeilen hat die Anlage nicht ausprobiert. Dazu war es zu kalt. Außerdem war ein ähnlicher Besuch eines Moortretbeckens in Schrems im Waldviertel vor ein paar Jahren nicht so easy gewesen. Respekt vor solchen "Anlagen" ist angebracht. Das Wasser ist dunkel, sodass man nicht sieht, wie tief es geht, und der Schlamm ist so glitschig, dass man eventuell nicht leicht heraussteigen kann, trotz hölzerner Handläufe rundherum. Wenn man ausrutscht, was leicht passieren kann, ist man dreckig bis oben, und der Schlamm geht nicht leicht herunter.

Frau, Moorbad
Im Gesundheitsresort in Bad Wurzach ist das Moorbaden bequemer.
TMBW / Gregor Lengler

Im Wurzacher Ried wurde deshalb gleich daneben, in den Oberried-Kanal, ein weiteres Tretbecken hineingebaut, an dem man in der Art des Naturheilkundlers Sebastian Kneipp Kaltwassertherapien betreiben kann und sich dabei gleichzeitig reinigt.

Hinweisschild fürs Moortreten
Moortretend oder lieber trockenen Fußes durch das Wurzacher Ried?
TMBW / Gregor Lengler

Auch trockenen Fußes ist das Wurzacher Ried einen Ausflug wert. Mehr als 200 Jahre wurde hier Torf gestochen, was tiefe Spuren in dem Gebiet hinterlassen hat. Ab 1903 wurde maschinell auch unter Wasser abgebaut, wodurch der idyllische Riedsee entstand. Das Moor wäre fast gänzlich zerstört worden, wenn nicht 1996 mit dem Torfabbau aufgehört worden wäre und eine Renaturierung begonnen hätte. Ein paar pittoreske Torfschneideanlagen entlang eines Lehrpfades mit dem Namen "Auf den Spuren der Torfstecher" geben darüber Auskunft. (Johanna Ruzicka, 19.2.2024)