Die meisten Menschen, die nach Bad Luhačovice im Osten Tschechiens kommen, tun dies der Erholung wegen. Schon im frühen 18. Jahrhundert nahm die Kurtradition hier ihren Anfang, zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlebte sie ihre Blütezeit. Die Kurgäste nehmen dort Wannenbäder in natürlicher Kohlensäure. Das kribbelt so schön und soll bei Beschwerden des Bewegungsapparats helfen. Noch wichtiger ist es, aus einer der Mineralwasserquellen, die hier aus dem Boden sprudeln, zu trinken. 17 Quellen sind es angeblich – einige davon in frei zugänglichen Trinkbrunnen.

Haus Jurkovic, Bad Luhačovice, Tschechien
Beim Haus Jurkovič sind die geschwungenen Balken reine Dekoration.
Thomas Ruzicka

Die typischen Schnabeltassen, die es zu kaufen gibt, befüllt man mit einem der heilkräftigen, meist leicht schwefelhaltigen Wasser und nippt langsam davon. Das soll man vor allem morgens machen, noch vor dem Frühstück, was ein bisschen Überwindung kostet.

Während dieser Trinkerei spaziert man durch die parkähnliche Landschaft und lässt die außergewöhnlichen Gebäude auf sich wirken, die hier an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gebaut wurden. Da sind villenartige Fachwerkhäuser, bei denen die Balken reine Dekoration sind. Es gibt viel Holz, Girlanden und flächige Blumenornamente, alles ist sehr bunt.

Schnabelbecher, Mineralwasserquelle
Die pittoresken Schnabelbecher befüllt man bei einer der Quellen mit dem heilkräftigen Wasser und trinkt es danach schluckweise.
Thomas Ruzicka

Es war der slowakische Architekt Dušan S. Jurkoviè (1868–1947), der den Auftrag erhielt, eine ganzheitliche städtebauliche Gestaltung des Kurorts vorzunehmen. In der Folge entwickelte er einen volkstümlichen Jugendstil, der die bäuerliche, walachisch-mährische Handwerkskunst mit dem zu seiner Zeit angesagten Sezessionsstil verband.

Vierzehn Gebäude entwarf er für den Kurort. Die Häuser erinnern irgendwie an die Blockhäuser der Karpaten. Nicht alle seiner Bauten sind erhalten, aber viele, manche sind noch immer in Betrieb. Am bekanntesten ist das nach ihm benannte Viersternehotel Jurkoviè, das ganz zentral im Kurpark steht. Andere Villen und entzückende Nutzbauten wie ein Sonnenflussbad oder ein Musikpavillon stehen in der Nähe.

Gebäude, Bad Luhačovice, Tschechien
Ein gutes Beispiel für die vielen gelungenen Bauten in Bad Luhačovice.
Thomas Ruzicka

Nur eine im Kommunismus hingestellte funktionalistische Kolonade stört die Idylle, wiewohl der uninspirierte Betongang wegen der Geschäfte, Kaffeehäuser und Trinkbrunnen vielbesucht ist. (Johanna Ruzicka, 4.3.2024)