Von welchen Medienmenschen wird man 2024 noch hören? "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand feiert 2024 nicht nur die ersten 20 Jahre der Gratiszeitung. Zu Jahresbeginn testete "Heute" erstmals den Entfall einer Tagesausgabe in Print und setzt immer stärker auf "Online First" mit Push-Nachrichten auf Dauerfeuer. Leider nichts hören lässt Dichand von sich auf STANDARD-Anfragen, etwa zu den ihr zugerechneten Stiftungsanteilen an Verlag und heute.at und zur Printzukunft von "Heute".

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Von "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand wird man auch 2024 noch hören. Das Bild stammt von der "Macbeth"-Premiere bei den Salzburger Festspielen, aufgenommen am 29. Juli 2023.
APA/FRANZ NEUMAYR Bearbeitung DER STANDARD

Die originelle "Heute"-Story

Am 6. September 2024 wird "Heute" 20 Jahre alt, mit Feierlichkeiten ist bei solchen Anlässen zu rechnen. Gegründet hat die werktägliche Gratiszeitung damals, 2004, Wolfgang Jansky. Der war bis wenige Wochen vor seinem zweiten Karriereweg als Gründer und Geschäftsführer einer Tageszeitung Pressesprecher eines gewissen Werner Faymann, damals Wohnbaustadtrat in Wien und eng befreundeter Wahlneffe von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand, später SPÖ-Chef und Bundeskanzler auch dank Dichands Unterstützung.

Im Frühjahr 2004 hatte Hans Dichand sein Lieblingsprojekt verloren, die Gratiszeitung "U-Express": Seine ewig verfeindeten "Krone"-Mitgesellschafter, die deutsche Funke-Gruppe, hatten den auf drei Jahre befristeten Versuch des "Krone"-/"Kurier"-Verlags Mediaprint abgedreht, unterstützt von "Kurier"-Miteigentümer Raiffeisen. Ohne Zustimmung der deutschen "Krone"-Mitgesellschafter durfte Dichand keine Gratiszeitung gründen – und die verwehrte ihm die Funke-Gruppe auch auf einen Bittbrief, ihm doch den Betrieb eines solchen Blattes zu erlauben.

Wenige Monate später, am 6. September 2004, startete Jansky mit einem Kredit der Bank Austria, großen Teilen der Mannschaft des "U-Express" und dessen exklusivem Vertrag über Entnahmeboxen in Stationen mit den Wiener Linien "Heute", mit schwer zu durchschauenden Eigentumsverhältnissen, aber zur sichtlichen Freude von Hans Dichand.

Mehrheitseigentum aufgedeckt

2005 wurde zur noch größeren Freude des Seniors dessen Schwiegertochter Eva Dichand, die Frau seines jüngsten Sohnes und "Krone"-Chefredakteurs Christoph Dichand, erst Geschäftsführerin und dann Herausgeberin von "Heute". Und 2012, als das Medientransparenz- und novellierte Mediengesetz die genauere Offenlegung von Medieneigentum verlangten, legte Eva Dichand offen, dass sie schon viele Jahre über ein Treuhandverhältnis und eine Stiftung Mehrheitseigentümerin von "Heute" ist.

In zwei Schritten reduzierte Dichand die von ihr kontrollierten Anteile an "Heute" und dem am 2016 ausgegründeten und von Jansky wie Eva Dichand persönlich übernommenen Onlineportal heute.at auf rund 25 Prozent. Die Mehrheit am Onlineportal gehört seither dem Schweizer Medienkonzern TX-Group, der auch an Print beteiligt ist; die Mehrheit an der Zeitung der von "Heute"-Geschäftsführer Jansky geführten Periodika-Privatstiftung.

Trotz unterschiedlicher Besitzverhältnisse verkündete "Heute" 2023 die Zusammenlegung von Print und Online unter Chefredakteur Clemens Oistric, bis dahin Onlinechefredakteur. Der bisherige Printchefredakteur Christian Nusser verfolgt seither noch Paid-Sonderprojekte und seinen Newsletter. An den unterschiedlichen Besitzverhältnissen würde mit der Zusammenlegung nichts verändert, versicherte Eva Dichand damals auf STANDARD-Anfrage.

Weniger Druck

Nun lässt die kunstbegeisterte "Heute"-Herausgeberin nicht von sich hören auf eine weitere Anfrage des STANDARD zu Besitzverhältnissen, "Heute"-Jubiläum 2024 und Printzukunft beim Gratisblatt.

Am 5. Jänner, dem Freitag vor dem Dreikönigs-Feiertag, erschien kein gedrucktes "Heute". Chefredakteur Oistric kündigte zuletzt im Branchenmedium "Horizont" an, dass das keine einmalige Aktion war: Man überlege, auch an anderen Fenstertagen vereinzelt auf Printausgaben zu verzichten, "wenn es der Markt hergibt", so Oistric: "Wir wollen unsere Leser:innen ja nicht vergraulen." Aber wenn es Kosten spare, die Marke keinen Schaden nehme und es sich anbiete, gelegentlich eine solche Printpause einzulegen, "dann werden wir es machen".

Für hochauflagige Gratiszeitungen mit Werbefinanzierung bedeuten die hohen Papierpreise eine besondere Belastung. Weil in diesen Tagen auch Kaufzeitungen – mit Vertriebserlösen – überlegen, an einzelnen Wochentagen wie etwa Montag keine Ausgaben zu produzieren, fragte DER STANDARD bei Eva Dichand an, ob es solche Überlegungen auch bei "Heute" gibt und in welcher Form.

Nach Liechtenstein verlegt

Ebenso schweigt Eva Dichand zu (neuerlichen) STANDARD-Fragen nach ihren "Heute"-Anteilen. Ende 2022 hat Dichand ihre bis dahin persönlich gehaltenen 24,5 Prozent an heute.at (Trägerfirma: DJ Digitale Medien GmbH) an eine Liechtensteiner Alta GmbH abgegeben, die wiederum einer Marfa-Privatstiftung in Liechtenstein gehört. Stiftungsvorstand dort ist der Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater Sascha Berkovec – er ist auch Vorsitzender des Stiftungsvorstands bei Eva Dichands Pluto-Privatstiftung (die 24,4 Prozent am "Heute"-Printverlag hält) und bei der von Eva Dichand und Christoph Dichand gegründeten Bertha-Privatstiftung mit Anteilen am Dorotheum und einer Beteiligungsholding.

"Ist diese Stiftung (Marfa) von Ihnen ins Leben gerufen beziehungsweise Ihnen zuzurechnen, oder haben Sie diese Anteile abgegeben und, wenn ja, an wen?", bat DER STANDARD Eva Dichand um Auskunft. Sie antwortete darauf ebenso wenig wie auf die Frage, ob sie beabsichtigt, die Anteile an "Heute" und heute.at (über Stiftungen) langfristig zu halten.

Man wird aber gewiss auch 2024 von Eva Dichand noch hören, schon wegen des Zeitungsjubiläums. Oder wegen der laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft noch laufenden Ermittlungen in der Inseratenaffäre samt Hausdurchsuchung im "Heute"-Verlag – Eva Dichand und ihr Verlag wiesen alle Vorwürfe in dem Zusammenhang entschieden zurück. (Harald Fidler, 17.1.2024)