"Datum"-Herausgeber Loudon will "wehrhaften Journalismus" absichern
Der Medienkenner spricht mit möglichen Geldgebern über eine neue gemeinnützige Stiftung für Ausbildung, Rechtsschutz und Innovation. Medienmenschen 2024, Teil 50
Harald Fidler
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Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Wenn es nach einem vertraulichen Papier geht, das unter möglichen Geldgebern kursiert und dem STANDARD zugespielt wurde: Dann hat "Datum"-Herausgeber Sebastian Loudon in diesem Jahr ziemlich Großes vor. Das Papier ist das Konzept für eine gemeinnützige Stiftung, die, wie es dort heißt, "wehrhaften Journalismus" als Stützpfeiler einer "wehrhaften Demokratie" fördern und absichern soll.
"Staats- und Marktversagen"
"Die Stiftung ist angesichts eines Staats- und Marktversagens eine notwendige zivilgesellschaftliche Intervention am Medienmarkt, um mitzuhelfen, dass Journalistinnen und Journalisten auch weiterhin ihre demokratie- und gesellschaftspolitisch essenzielle Funktion wahrnehmen können", heißt es in dem Papier.
Sie werde "die großen Probleme der Medienkrise nicht alle lösen können", räumt Loudon in dem Konzept ein. Die Stiftung könne aber "ganz wesentliche und zielgenaue Beiträge dazu leisten, das Immunsystem des unabhängigen Journalismus und damit der liberalen Demokratie zu stärken".
Journalismus hat nicht nur ein Problem
"So gut wie wehrlos ausgeliefert"
Loudons drastischer Befund in dem Papier: "Der Journalismus in Österreich ist in seiner derzeitigen Verfassung einem Abdriften in eine autoritäre, illiberale Gesellschaft so gut wie wehrlos ausgeliefert. Das schwächt das Immunsystem der Demokratie, lässt sich aber ändern."
Der "Datum"-Eigentümer und -Herausgeber versucht derzeit nach STANDARD-Infos in Gesprächen mit möglichen Geldgebern, eine neu zu gründende gemeinnützige "Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie" zu finanzieren. Mit Sitz in Wien soll sie laut Konzept im Endausbau im "gesamten Alpenraum und Zentral- und Osteuropa aktiv werden".
Wie soll die geplante Stiftung "aktiv werden"? Das Konzept nennt mehrere konkrete Punkte. Kurzfristig will Loudon demnach die Monatszeitschrift "Datum" in die Stiftung einbringen. Das Heft feiert im Juni sein 20-jähriges Bestehen, was wohl einer der Anlässe für Loudons Überlegungen war. Das vom Journalisten Klaus Stimeder gegründete "Datum" wurde übrigens in seinen ersten Jahren von einem "Verein zur Förderung des Qualitätsjournalismus" herausgegeben.
Wirtschaft und Wissenschaft
Das seit 2018 laufende "Datum-Talente-Programm" für journalistischen Nachwuchs soll laut Papier "weiterentwickelt, massiv ausgebaut und für Interessierte aus Zentral- und Osteuropa geöffnet" werden, weiterhin "kostenlos und niederschwellig als Beitrag zur sozialen Diversität".
Die Stiftung soll laut Papier auch Traineeplätze und Stipendien für Aus- und Weiterbildung in Redaktionen anderer Medien fördern. Als besondere Schwerpunkte nennt das Konzept Wirtschaftsjournalismus, Wissenschaftsjournalismus und Klimajournalismus. Diese drei Schwerpunkte nennt das Papier auch für eine geplante Innovationsförderung.
Unterstützung gegen Slapp-Klagen
Kurzfristig soll die Stiftung freie Journalistinnen und Journalisten sowie kleinere Medien unterstützen, die von Einschüchterungsklagen, sogenannten Slapp-Klagen, betroffen sind.
Als langfristige Aufgabe der geplanten Stiftung nennt das Papier noch die eines "Thinktanks". Sie soll "mit Studien und Veranstaltungen zu einem unabhängigen Impulsgeber zu Themen wie Medienpolitik, Medienkompetenz, künstliche Intelligenz, Hass im Netz und Desinformation / Fake News" werden.
Loudon will das dem STANDARD vorliegende Papier auf Anfrage nicht näher kommentieren. Grundsätzlich sagt er: "Wenn weder der Markt noch der Staat dafür sorgen, dass eine aufgeklärte Gesellschaft jenen Journalismus zur Verfügung hat, den sie für eine qualifizierte öffentliche Debatte braucht, ist es den Versuch wert, ob diese Gesellschaft selbst Verantwortung dafür übernehmen kann und will." (Harald Fidler, 19.1.2024)
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